35-Landin-Der Wunderring von Landin am 01.01.2020
35. Der Wunderring von Landin
Ringe haben für die Menschen bis heute eine magische Bedeutung. In Deutschland gab es Bronzeringe in der Frühzeit der Geschichte und später aus Gold. In den Sagen von Dietrich von Bern gibt es einen Ring, der Unsichtbares sichtbar macht und Lessing erzählt in seiner Ringparabel von einem Opalring, der die Kraft hatte, vor Gott und Menschen angenehm zu machen. Der Ring wurde in unserer Zeit immer mehr zum Symbol für Liebe und Treue und deshalb ist es üblich, bei der Hochzeit sich gegenseitig einen Ring an den Finger zu stecken. Der Ring ist ja ohne Anfang und Ende, und so sollte die Liebe auch zwischen den jung verheirateten Paaren sein. In Deutschland trägt man den Verlobungsring links und den Ehering rechts. Bei den Griechen war es aber üblich den Ehering links zu tragen. Man dachte vom linken Ringfinger führte eine Blutader direkt zum Herzen. Wenn man seinen Ehepartner verloren hat, tragen viele Menschen zwei Eheringe an dem Ringfinger der rechten oder linken Hand. Es wird folgende Geschichte vom Dorfschulzen von Landin, Balthasar Ludwig Corbinius Grünefeld, erzählt. Der Dorfschulze Balthasar heiratete in der kleinen Klosterkapelle auf dem Rütscheberg die wunderschöne Tochter des reichen Bauern Willibald Friedrich aus Buschow. Sie hieß Susanna Veronika Friedrich und war die schönste Frau weit und breit. Der Dorfschulze von Landin war einer der reichsten Bauern im Landin. Er hatte Rinder- und Schafherden und verkaufte das Vieh und das Fleisch und die Wolle im ganzen Land. Knechte und Mägde arbeiteten für ihn im Haus, Hof, Garten und auf den Feldern. Er hatte 12 Pferde und unzählige Schweine, die er im Herbst in den Wald zur Eichelmast schickte. Auf dem Markt in Rathenow hatte er von einem alten Trödeljuden für ein gut gefülltes Säckchen mit Goldmünzen einen überaus kostbaren Ring gekauft, der, so der Jude, aus der Schatzkammer des Königs Salomo stammen sollte und ein Wunderring sei. Den schenkte er am Hochzeitstag seiner Frau. Seitdem waren die beiden unzertrennlich. Er wurde immer neu von Liebe erfasst, wenn er sie sah. Sie gebar ihm zehn Kinder, die alle gesund und munter ins Leben gingen. Balthasar Grünefeld liebte seine Kinder, aber noch mehr die schöne Susanna. Und doch kommt es im Leben wie es kommen muss. Sei es nun die zehn Schwangerschaften oder eine Krankheit, Susanna legte sich aufs Krankenbett und wollte trotz aller ärztlicher Kunst der Mönche auf dem Rütscheberg nicht wieder genesen. Balthasar wich nicht von ihrer Seite und als sie gestorben war, konnte er sich nicht von ihrem toten Körper trennen. Es lag wie ein Bann über ihm. Er wollte und wollte dem Begräbnistermin nicht zustimmen und die Mönche vom Kloster riefen schließlich ihren Abt, der in das Haus des Dorfschulzen kam und die tote Susanna nach allen Regeln der Kunst untersuchte. Dabei fand er unter ihrer Zunge den Ring, den ihr ihr Mann am Hochzeitstag geschenkt hatte. Er nahm den Ring heraus und von Balthasar fiel es wie ein Zauber ab. Er konnte sich von seiner Susanna trennen und stimmte nun endlich der Beerdigung zu. Von dem Ring aber ist jede Spur verloren gegangen. Ob Balthasar ihn selbst nach dem Tode seiner Frau getragen hat, ist ungewiss.
Copyright: Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 01.01.2020