Im Gedenken an Walter Knackmuß - Kanzelstifterbriefe Nr. 481 - 680 am 03.02.2023

w

 

Im Gedenken an seinen Vater, Walter Knackmuß, aus Semlin spendete Dr. Heinz-Walter Knackmuß die Kanzelstifterbriefe Nr. 481 - 680 (10.000,00 €) am 03.02.2023. Walter Knackmuß wäre am 03.2.2023 114 Jahre alt geworden. Otto Fritz Walter Knackmuß wurde am 03.02.1909 in Semlin in der Ferchesarer Str. 1 geboren. Seine Mutter Anna Minna Agnes Barnewitz wurde am 05.02.1891 in Semlin geboren, am 22.02.1891 in der Dorfkirche Semlin getauft und am 19.03.1905 in der Evangelischen Dorfkirche Semlin eingesegnet und zum Empfang des heiligen Abendmahls zugelassen. Auf der Konfirmationsurkunde stand: Sei getreu bis in den Tod, so will Ich dir die Krone des Lebens geben (Offenbarung des Johannes 2,10). Ihr Konfirmationsspruch lautete: "Er aber sprach: Ja, selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren (Lukas 11,28). Agnes Barnewitz war 17 Jahre alt, als sie von Otto Knackmuß schwanger wurde. Eine Heirat war den Männern vom Kaiser verboten worden, bis sie den dreijährige Wehrdienst in der Rathenower Kaiserlichen Garnison absolviert hatten. Und so wuchs Walter Knackmuß zunächst bei der Großeltern auf, die sich über den ersten Enkelsohn sehr gefreut hatten. Seine Großvater, Gustav Hermann Albert Barnewitz, (*05.11.1865 - † 16.02.1948) war Arbeitsmann und Sohn des Büdners Christian Friedrich Barnewitz und dessen Ehefrau Marie Luise, geb. Buchholz. Er hatte am 16.11.1889 Anna Bertha Minna Barnewitz (seine Cousine) geheiratet. Anna Minna Barnewitz (*20.07.1864 - † 27.03.1899) gebar ihm zwei Töchter und starb mit 34 Jahre an eine psychischen Erkrankung. Nachdem die erste Schwangerschaft mit Agnes komplikatioslos verlief, stellten sich bei der zweiten Schwangerschaft mit der Anna Ida Frieda  (*03.01.1899 in Semlin) psychische Auffälligkeiten ein. Die Kindsmutter versteckte sich im Wald und war nach der Entbindung depressiv, sodass eine andere Frau aus Rathenow die Kinder versorgen musste. Drei Monate nach der Entbindung starb sie. Sie war die Tochter des Zieglemeisters Johann Wilhelm Barnewitz und seiner Ehefrau Caroline Friederike Barnewitz, geborene Heyne.
Der Vater von Walter Knackmuß, Emil Otto Knackmuß, wurde am 10.11.1888  in Semlin geboren. Der Urgroßvater Johann Christoph Knackmuhs (*20.04.1848 - † 05.11.1917) heiratete Sophie Caroline Schulze (*20.04.1857 - † 19.02.1922) und kaufte das Haus in Semlin. Sie hatten vier Kinder 1. Wilhelm (*19.11.1980 - † 27.08.1901); er hatte eine Herzkrankheit und starb schon mit 20 Jahren. 2. Luise (*09.04.1882 - † 11.04.1935), 3. Minna (*08.02.1886 - † 19.04.1962) und  4. Otto (*10.11.1888 -
† 24.10.1964). Johann Christoph Knackmuhs kam einst aus Uchtdorf an der Uchte in der Altmark nach Semlin. In der Altmark, also um Stendal herum, ist der Name Knackmuß bis heute verbreitet.


Agnes Barnewitz zog den Sohn Otto Fritz Walter Knackmuß allein groß und wartete auf ihren Bräutigam, Emil Otto Knackmuß, (*10.11.1888 -  † 24.10.1964) bis er von den Dienst  bei den Husaren in Rathenow zurückkam und sie nach der Hochzeit in Semlin in sein Haus, Ferchesarer Str. 12 einzog. Als dann die Dienstzeit vorbei war, war Walter Knackmuß schon zwei Jahre alt und wollte mit seiner Mutter nicht in das gemeinsame Haus zum Vater in die Ferchesarer Str. 12 umziehen. Er hatte zu Weihnachten 1912 eine Schaukelpferd geschenkt bekommen und wird mit folgenden Sätzen beim Umzug zitiert: "Dat Perd blüfft hier und treckt nich met nach buten rut." ( Das Pferd bleibt hier und zieht nicht mit nach draußen raus.) Bis1950 sprach man in Semlin nur Pattdeutsch.

Dort wurde dem Ehepaar noch drei weitere Kinder geschenkt, Fritz Knackmuß, Franz Knackmuß und Elisabeth Knackmuß.

w

von links: Agnes Knackmuß, Franz Knackmuß, Elisabeth Knackmuß, Fritz Knackmuß, Otto Knackmuß, Walter Knackmuß

 

Im Gedenken an seinen Vater, Walter Knackmuß, aus Semlin spendete Dr. Heinz-Walter Knackmuß die Stifterbriefe in Platin Nr. 20-21 (10.000,00 €) am 03.02.2023. Walter Knackmuß wäre am 03.2.2023 114 Jahre alt geworden. Otto Fritz Walter Knackmuß wurde am 03.02.1909 in Semlin geboren.  Sein Vater Emil Otto Knackmuß wurde am 10.11.1888 auch in Semlin geboren.

 

Dort verliebte sie sich in Walter Knackmuß aus Semlin und  heiratete ihn am 22.10.1939 in der Dorfkirche Semlin, nachdem zuvor im Standesamt Stechow die Trauung vollzogen worden war. Es war ein schrecklich verregneter Tag, so dass der Vater vom Bräutigam, Otto Knackmuß, den ganzen Hof in der Ferchesarer Str. 12 in Semlin mit Brettern als kleine Laufstege durch die Pfützen gelegt hatte. Aber nach dem alten Spruch: "So viel Tropfen Regen, so viel Glück und Segen. So viel Eis und Schnee, soviel Leid und Weh`", war die Ehe glücklich. Am 26.04.1940 wurde dem Ehepaar eine Tochter geschenkt, die Annemarie Knackmuhs genannt wurde. In den Urkunden des Standesamtes stehen alle Namen mit h und s (Knackmuhs) und erst später erscheint die Schreibweise mit ß und ohne h. Der Urgroßvater Johann Christoph Knackmuhs (*20.04.1848 - † 05.11.1917) heiratete Sophie Caroline Schulze (*20.04.1857 - † 19.02.1922) und kaufte das Haus in Semlin. Sie hatten vier Kinder 1. Wilhelm (*19.11.1980 - † 27.08.1901); er hatte eine Herzkrankheit und starb schon mit 20 Jahren. 2. Luise (*09.04.1882 - † 11.04.1935), 3. Minna (*08.02.1886 - † 19.04.1962) und  4. Otto (*10.09.1888 -† 24.10.1964). Johann Christoph Knackmuhs kam einst aus Uchtdorf an der Uchte in der Altmark nach Semlin. In der Altmark, also um Stendal herum, ist der Name Knackmuß bis heute verbreitet. Heinz-Walter Franz Knackmuß wurde am 01.04.1945 in der Dorfkirche Semlin getauft. Die Mutter wollte, dass ihr Sohn Heinz heißen sollte, die Großmutter Agnes Knackmuß wollte dass ihr erster Enkelsohn nach dem Vater Walter heißen sollte. Die beiden Frauen konnten sich nicht einig werden, sodass der Vater vorschlug, einen Bindestrich zwischen den Vornamen zu setzen und so das Gedenken an den im Krieg gefallenen Bruder der Mutter Heinz Hirsch gewahrt war und Franz war nach dem im Krieg gefallenen Bruder des Vaters in die Vornamen eingefügt worden. Er besuchte die 1. - 4. Klasse der Dorfschule in Semlin und fuhr 1955-1956 mit Elfriede Engelmann jeden Tag mit dem Fahrrad nach Rathenow zur Friedrich-Engels-Schule, wo er die 5. Klasse absolvierte. In der Jahnstraße war der im Kr

oberer kursiver Teil wird noch bearbeitet

Walter Knackmuß besuchte die Dorfschule in Semlin und begann eine Ausbildung zum kaufmännischen Angestellten in der Stadtverwaltung Rathenow. Dann baute er sich einen kleinen Handel mit Farben, Ölen, Fetten und Seife und anderen Haushaltsartikeln auf und fuhr über die Dörfer im Havelland, um seine Waren zu verkaufen. Besondere Renner waren Kartons mit fein duftender Seife,  die die Menschen gern zu den Geburtstagen verschenkten. Bei den Familien im Havelland war er bekannt wie ein bunter Hund. Walter Knackmuß begann seinen Touren zuerst mit einem Fahrrad, dann mit einem Mottorrad und später mit  einem Ford "Köln." Es war so wie in dem alten Sprichwort: Und ist der Handel noch so klein, so bringt er mehr als Arbeit ein. Er wog die Farbpulver in kleine Papiertüten ab und verkaufte sie auf den Dörfern. Seine Mutter Agnes wollte ihm dabei helfen und wog für ihn schon immer etliche Farben in kleine Tütchen ab. Aber der Sohn gehörte zu den Übergenauen. Er wog alle Tüten, die seine Mutter abgefüllt hatte, noch einmal nach. Er ging auch gern nach Ferchesar zu Bernhard Seeger, in den Gasthof "Perle des Havellandes" und ließ es sich dort gutgehen. Bei einem Tanzvergnügen lernte er die Hausangestellte des Grafen von Bredow in Lochow, Gertrud Elfriede Hirsch, aus Schlesien kennen und verliebte sich in sie. Am 22.10.1939 wurde das Paar in der Semliner Dorfkirche getraut und die Eltern des Bräutigams gaben eine kleines Essen in ihrem Haus in der Ferchesarer Str. 12. Es regnete den ganzen Tag, sodass der Hof völlig überflutet war und mit Bretten ausgelegt werden musste, damit man nicht zur Toilette auf dem Hof waten musste. Elfriede Knackmuß sagte immer rückblickend: "So viel Tropfen Regen - so viel Glück und Segen. So viel Eis und Schnee - so viel Leid und Weh." Wo der Spruch eigentlich herkam, wusste sie auch nicht. Sie war ein fröhliche Frau und machte auch oft Schabernack mit ihrem Mann oder den Nachbarn. Der Tischlermeister Otto Schulze aus Semlin fuhr das junge Paar zum Standesamt und zur Kirche in Semlin. Er hatte das einzige verfügbare Auto 1939. Der Ford "Köln" des Walter Knackmuß musste auf Anordnung der damaligen verbrecherischen NAZI-Regierung stillgelegt werden.

 

 

k
Elfriede und Walter Knackmuß
22.10.1939

Das junge Paar wohnte zunächst in der Ferchesarer Straße 12, wo man das Haus einfach aufteilte und die Eltern von Walter mit den drei Kindern im westlichen Teil und das junge Paar im östlichen Teil des Hauses wohnten. Am 26.04.1940 wurde dem Paar die Tochter Annemarie in Rathenower Krankenhaus geboren und am 05.11.1944 folgte der Sohn Heinz-Walter Franz, der in Semlin geboren wurde.

 

w
Mutter Elfriede mit Tochter Annemarie (3 Jahre alt)

 

Die Namensgebung der beiden Kinder war in tiefer Familientradition verwurzelt. Annemarie hieß die im Babyalter verstorbenen Tochter der Halbschwester von Agnes Knackmuß, Anna Fritze, geborenen Barnewitz. Anne Fritze hatte während sie noch stillte, Leopillen, für einen bessern Stuhlgang genommen und hatte damit den Tod ihrer Tochter bewirkt. Nach dem Tod der Tochter war ihre Halbschwester in eine Depression gefallen und erholte sich nur sehr schwer davon. Der Sohn sollte nach Auffassung der Großmutter Agnes Knackmuß, wie sein Vater, Walter heißen. Die Kindsmutter wehrte sich aber vehement dagegen, denn sie wollte ihren Sohn nach dem im Krieg gefallenen Bruder Heinz nennen, zu dem sie von ihren neun Geschistern das innigste Verhältnis hatte. Der Zank ging hin und her, bis der Vater, Walter Knackmuß, vorschlug, man sollte einen Bindestrich zwischen den Vornamen setzen und so einigten sich die beiden streitbaren Damen auf Heinz-Walter. Der Sohn bekam dann nach den Vornamen des ebenfalls im Krieg umgekommenen Bruders des Vaters Franz als dritten Vornamen dazu.

 

wAnnemarie und Heinz-Walter Knackmuß (Schulfoto)

 

 

Walter Knackmuß wurde natürlich auch als Soldat  eingezogen und kam nach Russland, wo er in Smolensk und Witebsk war und große Angst besonders vor den Angriffen der Partisanen hatte. Anfang 1943 wurde ihm der linke Oberarm durch eine Partisanenkugel durchschossen und er musste in ein Lazarett und kam zurück nach Deutschland, bis der Arm wieder gebrauchsfähig war. Im Nachhinein betrachtete er diese Verletzung als "Heimatschuss", der ihn vor dem sicheren Tod in Stalingrad bewahrt hatte. Walter Knackmuß war ein Mensch, der gern und viel schrieb. Von der Front in Russland schrieb er an seine Frau regelmäßig sehr schöne Briefe und Gedichte, die doch eine Ader für Poesie erkennen lässt. Seine Tochter Annemarie konnte noch nicht lesen, aber sie hatte sich von ihrer Mutter abghört, was oft in den Briefen stand und las immer die Briefe des Vaters vor: "Hoffentlich geht´s Mutti, gut, hoffentlich geht´s Oma gut, hoffentlich geht´s Opa gut, hoffentlich geht´s Onkel Fritz gut? usw." Walter Knackmuß hatte sich auch kleine Heftchen schicken lassen, um Russisch zu lernen, damit er mit der Bevölkerung doch etwas kommunizieren konnte. Als junger Mann hatte er Stenografie gelernt und im Fernunterricht Englisch und Franzöisch begonnen zu zu lernen. Nach dem Ende des Krieges arbeitete er als Buchhalter und Revisor und zuletzt als Verkäufer bei der Firma Fürstenberg. Der Handel lag ihm und er redete gern mit den Menschen und hatte auch ausreichend Geduld, um auf all ihre Wünsche einzugehen. Die Familie war 1948 in Semlin in die Villa der Birken-Lisa dicht am See und mitten im Wald gezogen und wohnte mit dem Lehrerehepaar Klaus und Edith Harms sowie dem Ehepaar Heinrich und Gertud Schlottmann, geborene Nagel, dort. In dem kleinen Stall fütterte seine Frau zwei Schweine und molk drei Ziegen und zog Hühner, Gänse, Enten und Puten auf. Der Garten bestand aus zwei Teilen, die zur Straße und zum See reichten und war für die drei Familien aufgeteilt worden. Es gab sehr viele Pflaumenbäume und im Herbst wurden große Kessel Plaumenmus in der Waschküche gekocht. Elfriede Knackmuß schnitt den Kohl und legte ihn in ein Faß mit viel Salz ein und hatte so das ganze Jahr über Sauerkraut. Jedes Jahr wurde ein Schwein geschlachtet. Walter Knackmuß stand oft mit derSense am See und schnitt das Gras für die Ziegen und es wurde geheut und das Heu auf  dem Boden über dem Stall kunstvoll gestapelt. Auch durfte man am See noch Rohr für die Tiere schneiden.

w
Walter Knackmuß vor dem Garten am See

Walter Knackmuß fuhr jeden Tag mit dem Fahrrad  von Semlin nach Rathenow. Eis und Schnee waren für ihn nie ein Hindernis. Jeden Sonntag ging er mit der Familie in die Kirche, auch wenn er oft bei der Predigt einschlief, denn er war ein fleißiger Mann, der auch gern arbeitete.

 

w
Walter Knackmuß mit Schwägerin Ida Pietsch aus Halle an der Saale

 

 

1975 zog die Familie nach Rathenow-Ost in eine Wohnung mit Fernheizung, denn die Kinder waren flügge geworden und das Leben auf dem Dorf mit Ofenheizung war  doch nicht so bequem, wie in der Stadt. Die neue Wohnanschrift lautete nun Bruno-Baum-Ring Nr. 7 in Rathenow. Im Februrar 1980 erkrankte Walter Knackmuß an einer Grippe und starb am 11.03.1980 an einer Lungenentzündung.  Es war ein ganz sanftes Hinübergleiten in Gottes Reich. Seine Frau wohnte noch eine zeitlang allein in der Wohnung, zog aber bald zu ihrer Tochter nach Premnitz und später zusammen mit ihrer Tochter nach Rathenow in die Röntgenstraße 13.

 

2
Grabmal von Walter Knackmuß auf dem Weinbergvriedhof in Rathenow

 

Im Gedenken an seinen Vater spendete Dr. Heinz-Walter Knackmuß zu dessen 114. Geburtsjubiläum am 03.02.2023 die Kanzelstifterbriefe Nr. 481 - 680 (10.000,00 €) für die Nachschnitzung der barocken Kanzel in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche.

 

Copyright: Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 03.02.2023