22-Landin-Babuckes Weihnachtsbaum am 01.12.2018

Babuckes Weihnchtsbaum

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Das Haus von Hans-Joachim Babucke in Landin

Der Revierförster von Landin, Hans-Joachim Babucke, wohnte am Ende des Dorfes, aber nicht weit von der Kirche in der Bergstraße 4, in einem kleinen Haus. Er hatte seine Frau Ingelore bei der Ausbildung zum Förster kennengelernt und während er nach der Ausbildung seine Arbeit in Landin aufnahm, leitete seine Frau den kleinen Dorfladen. Die Dorfläden gehörten der Konsum-Genossenschaft in der DDR und deshalb nannte man ihn kurz und bündig den „Konsum.“ Er war als Revierförster von 1965 – 2005 in Landin tätig und wohnt heute noch immer in dem kleinen Häuschen mit Garten und Bäumen in Landin. Bis weit in den Herbst geht er im Lochower See zum Schwimmen und hält sich so fit.

 

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Zu seinen Aufgaben als Förster gehörte die Pflege des Waldes. Das Abholzen und das Neuaufforsten der gerodeten Flächen mussten überwacht werden. Die Beobachtung der Baumschädlinge und die Einleitung von Bekämpfungsmaßnahmen gehörte auch zu seinen Aufgaben. Natürlich fütterte er in harten Wintern auch die Rehe und Hirsche, die es in der Region gab. So war in den ersten Jahren der DDR auch den Kindern auferlegt, Kastanien und Eicheln zu sammeln, damit man etwas Kraftfutter für die Waldtiere im Winter hatte und ein paar Pfennige für das Taschengeld dazubekam. Aber das war nur ganz selten der Fall, denn bei normalem Winterwetter in Brandenburg fand das Wild ausreichend Futter. Sein Beruf als Förster machte ihm Spaß. Er kam auch mit seinen Kollegen gut zurecht.

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Oben von links: Revierförster Jens Deparade (Ferchesar), Revierförster Michael Austen, (Kleßen)
Mitte von links: Revierförster Rolf Deparade, (Haage), Revierförster Hans-Joachim Babucke, (Landin), Revierförster Langheinrich (Zootzen)
Unten von links: Revierförster Lothar Mrotzeck (Ferchesar), Oberförster Hans Behrend (Rathenow), Revierförster Walter Schubert, (Zootzen)

 

Er achtete auf die Wildschweine und die Füchse in seinem Bereich, aber Wild gehörte eigentlich nicht zu den Aufgaben der Förster. Das Wild und die Bejagung kontrollierten in der DDR die Jagdgesellschaften. Hans-Joachim Babucke war Mitglied in einem Jagdkollektiv. Der Jagdleiter von Landin, Willi Gnad, hatte die Waffen unter Verschluss und verteilte sie an die Mitglieder des Jagdkollektivs bevor es zur Jagd ging. Für die Jagdleiter war jeglicher Kontakt mit Leuten aus Westdeutschland verboten. Als Willi Gnad Besuch von seinen Verwandten aus der Bundesrepublik erhielt, wurde ihm die Leitung des Jagdkollektivs entzogen und an Hans-Joachim Babucke übertragen. Für Hans-Joachim Babucke änderte sich kaum etwas. Vorher hatte er seine Waffe von Willi Gnad bekommen und jetzt gab er an Willi Gnad die Waffe heraus. Und Jagen war ja den Jagdgesellschaften vorbehalten. Privatjäger waren in der DDR kaum bekannt. Die Jagdgesellschaften hielten das Schwarzwild kurz. bekamen auch manchmal einen kapitalen Hirsch zum Abschuss frei. Nach der Einheit Deutschlands (1990) gehörte dann auch die Jagd zu seinen Aufgaben.

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Geweih eines Rothirsches
Ungrader Vierzehnender
(27.08.2018)

Im Advent warf Hans-Joachim Babucke zwei Fichten über den Torweg der Gaststätte Muchow in Landin, den einen für die Gastwirtschaft und den anderen zur privaten Nutzung. Er selbst hatte für sich einen wunderbaren Baum ausgesucht, eine Fichte, die seine Frau besonders liebte. Schon der Geruch von Tannengrün versetzte sie in vorweihnachtliche Stimmung. Oft ging er in die Schonung, wo die Fichte stand und besuchte seinen Baum, den er auch mit einem roten Band kennzeichnete, damit jeder sehen konnte, dieser Baum war für den Förster bestimmt. An heißen Sommertagen brachte er dem Bäumchen auch eine Kanne Wasser mit und tränkte es tüchtig. Er hatte seine Freude an der gut gewachsenen Fichte und konnte keine Fehler an ihr finden. Vorfreude ist ja die schönste Freude und so war Hans-Joachim Babucke fröhlich, wenn er in die Nähe dieses Wäldchens kam

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Fichtenschonung

Anfang Dezember holte er schon die Weihnachtssachen vom Boden und schaute nach, ob alles in Ordnung war. Es gab auch eine Weihnachtskrippe bei Babuckes mit geschnitzten Holzfiguren und fast jedes Jahr musste etwas repariert werde. Mal war das Dach vom Stall in Bethlehem defekt, mal fehlte einer Krippenfigur ein Arm, den er wieder anklebte. Am 23.12. ging er dann mit Säge und Axt in den Wald, um seine Lieblingsfichte zu fällen. Dann wurde der Baum in den Ständer gestellt und bis zum Heiligen Abend noch auf dem Hof stehengelassen. Während seine Frau am Heiligabend in der Küche stand und alles für das Weihnachtsfest vorbereitete, hatte er die Aufgabe den Weihnachtsbaum zu schmücken. Dann wurden die alten silbernen Kugeln angehängt und eine silberne Spitze aufgesetzt und die Lichterkette um den Baum gelegt. Er hatte auch eine Silbergirlande, die er kunstvoll um den Baum wickelte. Zum Schluss kam das Lametta und dann stand der Baum in aller Pracht und Herrlichkeit bis zum Heiligen Dreikönigstag am 05.01. des neuen Jahres im Wohnzimmer und erfreute die Familie. 1973 war das wie in jedem Jahr. Er hatte seine auserwählte Fichte mit einem roten Band gekennzeichnet und besuchte sie das ganze Jahr so oft es ging. Als er am 23.12. das Bäumchen holen wollten, war ihm ein Dieb zuvorgekommen und hatte seinen Lieblingsbaum schon abgesägt. Er war wütend und musste nun einen anderen Baum suchen und mit nach Hause nehmen. Er schaute nach Weihnachten in alle Stuben der Landiner, ob er seinen Baum irgendwo finden würde, aber es hatte wohl ein Rathenower seinen Baum entwendet. Er war im Advent schon viel im Wald gewesen, aber die Weihnachtsbaumdiebe waren schlau und hatten ihm ein Schnäppchen geschlagen.

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Der Ersatzweihnachtsbaum

Das ganze Fest war dadurch für ihn verdorben, aber seine Frau tröstete ihn und sagte, sie finde diesen Ersatzbaum dieses Jahr besonders schön. So beruhigte er sich allmählich wieder und es wurde dann doch noch ein schönes Fest. Am Heiligabend gab es Kartoffelsalat mit Würstchen und zum Weihnachtstag eine Wildgans mit Rotkohl und Kartoffeln und als Nachtisch Birnenkompott. Seine Frau hatte auch einen Apfelkuchen gebacken und Kekse, sodass dann alles doch in weihnachtlichem Frieden harmonisch endete.

 

 

 

© Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 01.12.2018