9. Die beiden Mahler von Günter Thonke 06.01.2011

In fast jedem Dorfe drehten sich einstmals die Flügel einer, manchmal auch zweier Windmühlen. Eine gehörte dem Patron und Gutsbesitzer, die der Müller nur zum Lehen hatte und um zu sparen, wurde an dieser nur das Nötigste repariert. Im Krug spülte der Müller den täglichen Staub herunter.

Nach der Gewerbefreiheit wurde im Dorf eine zweite Mühle gebaut.

Diese stand auf dem hohen Berg am Steckelsdorfer-See. Deren privater Müller mahlte das feine Mehl, um es in die Stadt zu liefern und schnell zu barem Gelde zu kommen. Er hieß der „Witte“.

Der „Swarte“ ,der nur zwei Flügel an der Mühle hatte, der mahlte und schrotete den Dörflern und dem Vieh das dunkele Mehl.

Der Witte mahlte bei jedem Wind.

Der Wind von gestern, der mahlt nicht mehr!

Er mied auch den Krug und obwohl er aus voller Lunge röchelte, nahm er sich keine Zeit aus der Luke zu schauen und nach frischer Luft zu schnappen. Seine Zeit war ihm bares Geld, welches ihm am Ende teuer zu stehen kam. Als er schon aus dem letzten Loch pfiff, da kam der große Bruder des Windes, der Sturm. Der warf die Mühle um,

die der Müller, dem die Kraft ausgegangen war, nicht mehr mit dem Stert in den Wind zu drehen schaffte. Des Swarten Mühle mit den zwei Flügeln überstand die stürmische Nacht. Ihr Gebieter war im Krug am Kamin geblieben.

Im Leben kommt vieles anders als gedacht.

Erst in den letzten Kriegstagen 1945 wurde diese Mühle von Granaten getroffen und hauchte ihr Zeit aus, doch viele ihrer Mühlengeschwis- ter hatten sich bald technisch selbst überlebt gehabt.

Der Wind konnte sich über Jahrzehnte gelangweilt von der Arbeit erholen, ehe ihn die Menschen wieder zu neuer Arbeit an den Windrädern für erneuerbare Energieen einspannten.