8-Erste Fernsprechleitung in Rathenow

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Reichspostamt (1931)

Die Erfindung des Telefons kam dem immer schneller werdenden Arbeitstempo in allen Bereichen zugute. Da auch die Rathenower großen Firmen an diesem zeitersparenden Verständigungsmittel teilnehmen wollten, wurde im März 1892 eine Sammeleingabe an das Reichspostamt gemacht, die von Erfolg gekrönt war. Am 23.11.1892 konnte die erste Fernsprechleitung in Rathenow mit vorläufig 10 Teilnehmern dem Verkehr übergeben. In einem von der Oberpostdirektion Potsdam herausgegebenen Verzeichnis waren schon 18 Firmenanschlüsse verzeichnet.
Nummer 1: Max Babenzien, Buchdruckerei, Kreisblatt für das Westhavelland
Nummer 2: Hotel zum Deutschen Hause
Nummer 3: Paul Groß und Moewes, Rathenower Wassermühlen
Nummer 4: Hotel zum Großen Kurfürsten
Nummer 5: E. Hübner Nachfahren, Rathenower Dampfmühle
Nummer 6: E. Klöppel, Buchdruckerei, Rathenower Zeitung
Nummer 7: Märkische Ziegelei und Tonwarenfabrik A.G., Premnitz
Nummer 8: A. Mowitz, Fabrik für Holzarbeit
Nummer 9: Nitsche und Günther, Optische Industrie-Anstalt
Nummer 10: Erich Pfeil, Getreide- und Samenhandlung
Nummer 11: W. Pörtauer, Bierverleger
Nummer 12: Rathenower Bankverein
Nummer 13: Rathenower Exportbrauerei Rutschmann & Co.
Nummer 14: Rathenower Optische-Industrieanstalt vormals Emil Busch
Nummer 15: Friedrich Richter, Maschinenfabrik
Nummer 16: Max Wienkoop, Manufakturwarenhandlung
Nummer 17: Offizierskasino des Husarenregiments von Zieten
Nummer 18: Güterabfertigungsstelle der Staatseisenbahn

Fernsprechleitung bestanden damals zwischen Rathenow und Berlin mit seinen 25 Vororten sowie nach Brandenburg, Charlottenburg, Potsdam und Spandau. Mit Ausnahme der Eisenbahn zeigte der Magistrat der Stadt Rathenow und das Landratsamt kein Interesse an dem neuen Kommunikationsmittel. Für die Behörden schien kein Vorteil mit der Einführung des Fernsprechers verbunden und die Steigerung des Arbeitstempos damals unerwünscht zu sein. Die Älteren können sich sicher noch an das „Fräulein vom Amt“ erinnern, denn die Telefonistinnen haben bald in ganz Deutschland die Telefonverbindungen hergestellt. Auch nach dem zweiten Weltkrieg gab es noch ein Fernamt in Rathenow, wo die Damen saßen und versuchten, die Telefonate der Menschen zu vermitteln. Doch bald gab es automatische Wähler, ein mechanisches System, dass die Verbindungen ohne menschliches Zutun suchte. Hierzu wurde im Rathenower Postamt ein riesiger Wählersaal mit dieser Technik bestückt. Telefonanschlüsse waren in der DDR aber Mangelware, wie eben fast alles knapp war. Heute haben die Computer auch diese Arbeit des „Fräuleins vom Amt“ übernommen. Der Platzbedarf dafür ist klein, nur die Kühlung der Computer ist noch recht umfangreich und braucht Platz.

 

Copyright: Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 09.07.2019, nach Walther Specht