Jahresbericht 1997



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Ruine des Chorraumes 1990

 

 

Jahresbericht 1997

des Vorsitzenden Dr. Heinz-Walter Knackmuß,
bei der ordentlichen Mitgliederversammlung

am 18.10.1998

im Chorraum der Sankt-Marien-Andreas-Kirche

Sehr verehrte Mitglieder und Freunde des Förderkreises,

Pfarrer Jürgen Baruth hat bei seinem Weggang ins Gästebuch des Förderkreises für die Sankt-Marien-Andreas-Kirche folgendes Psalmwort eingetragen:

”Wenn der Herr nicht das Haus baut, so bauen umsonst die Bauleute” (Psalm 127,1).

Dort, wo wir wohnen, liegt ja im Norden die Prignitz und im Süden der Fläming. Und wie in einer Schale reicht das Havelland von Berlin bis nach Sachsen-Anhalt. Saatgrüne Felder begrüßen den Reisenden, der von Berlin kommt, und im Westen wird es von hohen Wäldern eingehüllt. Mittendrin liegt Ribbeck mit seinem alten Birnbaum, der durch Fontanes Gedicht so berühmt wurde. Von den Rhinower Bergen wird der Blick in das Land mit einem samtenen Blau freigegeben. Dort hat Otto Lilienthal seine ersten Flugversuche gemacht. Steht man auf dem Turm der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in der Kreisstadt Rathenow, schlängelt sich das silberne Band der Havel durch Wiesen, Felder und kleine Dörfer, wo ackernde Bauern und weidende Herden von der Nahrhaftigkeit der Landschaft künden. Gestalten aus der vieltausendjährigen Vergangenheit werden in der Phantasie der Kinder geboren durch Erzählungen der Frauen und Männer, die Geschehnisse, Sagen, Märchen und Geschichten weitertragen, und so wird aus Traum wesenhafte Wirklichkeit. Das ist das Havelland

Am 15. September 1998 war der Förderkreis zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche gerade zwei Jahre alt. Wenn ich bedenke, dass damals eine kleine Schar von wenigen Menschen zusammensaß, um den Förderkreis zu gründen, so ist die Ausstrahlung doch erheblich. Der Förderkreis zählt heute 134 Mitglieder nicht nur aus Rathenow, nein aus der ganzen Bundesrepublik, von Sylt bis München und von Köln bis Berlin haben sich Menschen gefunden, die den Aufbau unterstützen wollen. Neben dem Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, Dr. Manfred Stolpe, der heute seine wohlverdiente Urlaubsreise angetreten hat und einen Gruß übermitteln ließ, gehören der Berliner Kabarettist, Wolfgang Gruner und die Bestsellerautorin Ilse Gräfin von Bredow dem Förderkreis an. Wenn Sie im Eingangsbereich ein Bild der Ruine des Chorraums sehen können, so wie sie noch 1992 bestand, ist das alles eine erstaunliche Leistung.

Ich möchte heute die Gelegenheit wahrnehmen und mich bei den vielen Bürgern der Stadt

Rathenow bedanken für die Unterstützung, die der Förderkreis zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas- Kirche erhalten hat. Zuerst natürlich den 131 Mitglieder Dank für ihren Beitrag und manche Anregung. Die Mitgliedschaft im Förderkreis bindet die Menschen dieser Stadt zusammen.

Dann möchte ich mich bei den Mitgliedern des Vorstandes des Förderkreises bedanken, besonders bei der Schatzmeisterin, Gisela Rosenberg, bei der Schriftführerin Christine Ermisch, bei Axel Teckemeyer und bei Sigrid Eisentraut.

Der Landrat Dr. Burkhard Schröder, der Mitglied im Kuratorium ist, hat sich besonders um finanzielle Zuwendungen von der Mittelbrandenburgischen Sparkasse erfolgreich bemüht. Wir haben 1997 3.000,00 DM als Spende bekommen.

Der Vorstandsvorsitzende der Volksbank, Siegfried Mertin, ist als Kuratoriumsmitglied behilflich gewesen, dass dem Förderkreis von der Volksbank für ein Fenster im Chorraum 15.000,00 DM zur Verfügung gestellt werden konnten.

Aber auch Herbert Bauer hat mit der Idee zum Hafenfest ein neues Volksfest in Rathenow geschaffen. 1997 sind dabei über 7000,00 DM zusammengekommen. Viele Vorbereitungsgespräche und Verhandlungen zur Organisation des Hafenfestes, die Herbert Bauer dabei geführt hat, haben den Erfolg des Hafenfestes garantiert Die Zeit und die Energie, die er dafür aufwendete möchte ich besonders hervorheben.

Der Bürgermeister der Stadt Rathenow hat sich als Kuratoriumsmitglied eingesetzt, um dem Bauwerk das Gelingen zu garantieren. Besonders danke ich ihm für die zahlreichen Gespräche und Verhandlungen zum Wiederaufbau des Turms. Durch seine Initiative konnte eine 80 %ige Förderung über Bundes-und Landesmittel beantragt werden.

Erika Guthjahr, die Ehrenbürgerin der Stadt Rathenow, und Mitglied des Kuratoriums, ist sehr aktiv und hat uns schon sehr geholfen, sei es bei der Ausstellung im Vorraum zur Geschichte dieser Kirche oder bei der Mitgliederwerbung.

Aber auch die hier ansässigen Firmen haben keine Gelegenheit ausgelassen, um mit Spenden den Wiederaufbau des Gotteshauses zur Ehre Gottes zu befördern. Ebenso gab es eine Vielzahl von privaten Spenden, die ich nicht alle aufzählen kann. Den Spendern sei aber nichtsdestoweniger Dank. Beispielhaft möchte ich einige Spenden nennen:

1000,00 DM von der Firma Deichsel,

4050,00 DM von den Rohwer-Ingenieuren

4430,00 DM vom Äskulap-Klub beim Ärzteball

3050,00 DM für eine Spende von der Firma Fürstenberg anlässlich des Geschäftsjubiläums,

2000,00 DM von Pharmazierrat Werner Galys von der Neustadt-Apotheke,

1455,00 DM anlässlich des 70. Geburtstags von Klaus-Dietrich Bersiner sen.

1500,00 DM bei der Neueröffnung des Architektenrbüros Euen und

2341,00 DM bei der Neueröffnung der Tischlerfirma Laudon..

Neben den Musiken, die hier seit Jahren stattfinden, ist mit der Ausstellung im Eingangsbereich und mit der Rosenau-Ausstellung im Chorraum im Jahre 1998 ein neues Kapitel in dieser alten, ehrwürdigen Kirche aufgeschlagen worden

Die Sankt-Marien-Andreas Kirche erweist sich damit einmal mehr als ein religiöses und kulturelles Zentrum der Stadt Rathenow.

1997 konnte der Zeltgottesdienst am 13.07.1997 und die anschließende Mitgliederversammlung in Anwesenheit des Ministerpräsidenten sowie der Besuch des Ministerpräsidenten zur Einweihung des ersten Chorraumfensters als zwei markante Höhepunkte für den Förderkreis angesehen werden. Der Ministerpräsident hatte schon bei der Mitgliederversammlung auf die Bedeutung des Wiederaufbaus der Kirche als ein Zeichen für Wachstum, Prosperität und Hoffnung für die gesamte Region, wo die Arbeitslosigkeit hoch ist, hingewiesen. Der Wiederaufbau der Kirche hat damit eine Signalfunktion für die gesamte Region.

Die Fertigstellung des Chorraumes mit Fenstern, Fußboden und Heizung sowie der Durchbruch zum Hauptschiff stellten den Schwerpunkt der Wiederaufbaumaßnahmen für 1997 dar.

Am 1. September 1997 fand die erste Sitzung des Gemeindekirchenrates im frisch mit einem Betonfußboden ausgegossen Chorraum statt. Damit wurde der Chorraum noch vor der endgültigen Fertigstellung erstmals nach 52 Jahren wieder als kirchlicher Raum genutzt. Ein Chorkonzert am 21. September 1997 machte den Chorraum für die gesamte Bevölkerung zugänglich. Durch die Fenster des Chors und dem wieder geöffneten Zugang drang eine Lichtfülle in das Kirchenschiff, wie es die Nachkriegsgeneration noch nie gesehen hatte.

Am 12.12.1997 war in Anwesenheit des Ministerpräsidenten Stolpe das erste Fenster “Mose vor dem brennenden Dornbusch” im Chorraum provisorisch eingesetzt worden. Es wurde wieder herausgenommen, weil an allen Fenstern zuerst die äußere Schutzverglasung angebracht werden musste. Das Bild erzählt, wie Gott einen Menschen in seinen Dienst ruft. Mose will nicht recht und sucht allerlei Hinderungsgründe. Er könne nicht gut reden, er wisse nicht, was er dem Pharao sagen solle usw. Gott zu dienen ist nicht leicht. Es bedeutet Ärger, Schwierigkeiten und viel Kraft. Gott findet aber immer Wege zu den Menschen, um sie in seinen Dienst zu nehmen.

In Israel gibt es einen Strauch, der ätherische Öle absondert, die sich durch die starke Sonneneinstrahlung manchmal entzünden und brennen können. Kleine Flammen züngeln dann über dem Busch, der den Eindruck hinterlässt, als würde er brennen, ohne selbst zu verbrennen. Der Künstler hat dieses Bild von den züngelnden Flammen aufgenommen, die das ganze Fenster von unten nach oben beherrschen. Inzwischen sind vier Fenster vorhanden und die Arbeiten gehen zügig weiter. Das letzte Fenster “Geöffnetes Kreuz” wurde erst am 16.10.1998 eingesetzt. Ein deutlich sichtbares Zeichen für Leben und Aufbau für alle Menschen in der Stadt.

Der Bauausschuss der Rathenower Kirchengemeinde war in der Rostocker Petrikirche, die einen neuen Turm erhalten hat. Natürlich viel höher und teurer. Wir haben uns von dort manche Anregung für die Arbeitsweise mitgebracht. Die Turmspitze soll in Rathenow mit Kupfer eingedeckt werden. Ich schlage Ihnen vor, dass die einzelnen Kupferplatten mit 250,00 DM von Sponsoren gekauft werden. Die Kupfertafelspender sollen dann, wie auch die der Spender für die Fenster im Chorraum, auf einer Tafel in der Kirche öffentlich bekannt gemacht werden. Ich denke, dass ist seit dem Mittelalter in allen Kirchen guter Brauch gewesen und wir wollen nun auch in diese Tradition eintreten.

Wenn alle Verhandlungen mit Fördermitteln erfolgreich verlaufen soll der Turm in seiner alten Form im Jahr 2000 wieder als Wahrzeichen der Stadt und zum Lobe Gottes fertiggestellt sein. Danach kommt dann die Rekonstruktion des Kirchenschiffes mit einem geschätzten Kostenumfang von 4 Millionen DM (2 Millionen EURO) an die Reihe. Der bisherige Ablauf der Bauarbeiten kann uns mit Dankbarkeit und Freude erfüllen. Wer dabei nur in großen Zahlen denkt und auf schnelle Erfolge aus ist, muss sich sagen lassen, ein Kirchenbau ist eine schwierige und langwierige Sache. Sie geht oft über mehrere Generationen und ist kein einfaches Unterfangen.

Vom heiligen Franz von Assisi ist der Ausspruch überliefert:

"Tu erst das Notwendige, dann das Mögliche und plötzlich ist das Unmögliche getan."

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und stehe für Anfragen zum Bericht zur Verfügung.

Dr. Heinz-Walter Knackmuß

Vorsitzender

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