Geschichte des Gotischen Marienaltars

 

 

Gotischer Marienaltar

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Sankt-Marien-Andreas-Kirche

in Rathenow

 

      

1. Der Gotische Marienaltar von 1380

Die Tochter Kaiser Karls IV., Katharina (1342 -1395) heiratete am 19.03.1366 in Prag den Wittelsbacher Otto V., Kurfürst und Markgraf von Brandenburg. Katharina war von 1366 – 1373 Markgräfin von Brandenburg. Ein Jahr nach der Hochzeit 1367 bestätigte ihr Otto V. ihre Altersversorgung, zu der ein umfangreicher Besitz von 18 brandenburgischen Städten, unter anderem auch Rathenow gehörte. 1380 war der Chor der Sankt-Marien-Andreas-Kirche gerade vollendet. Katharina könnte daher den Marienaltar für ihren Witwensitz gestiftet haben. Die künstlerischen Vorbilder der Figuren weisen eindeutig nach Prag.  Der mittelalterliche Marienaltar in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche besteht aus dem Hauptschrein und zwei Flügeln. Er kam 1875 nach Berlin in das Kunstgewerbemuseum und wurde später im Kaiser-Friedrich-Museum aufbewahrt. Durch die Rathenower Bürger Babenzien und Maeß gelang es nach Verhandlungen mit dem Museum und durch ein unmittelbar an Kaiser Wilhelm II. gerichtetes Gesuch (Immediatsgesuch), den Altar nach Rathenow zurück zu bekommen. Er wurde dann zur ausgiebigen gründlichen Restaurierung in die Kunstwerkstatt von Professor Kutschmann in Berlin gegeben, sodass die Malereien wieder in vollem Glanz erstrahlten und einzelne architektonische Teile der Holzfiguren erneuert wurden. Die Kosten der Restaurierung betrugen 4.000,00 Goldmark. (40.000,00 €). Am ersten Pfingstfeiertag 1919 konnte die Gemeinde den restaurierten Altar wieder in Empfang nehmen. Während  des zweiten Weltkrieges (1943-1945) war der Altar im Turm eingemauert und ist so nicht ein Opfer der Flammen geworden. Im Herbst 1942 oder im Frühjahr 1943 hat der Zeitzeuge Siegfried Eimler als Tischlerlehrling Kisten für die Verpackung des Marienaltars bauen dürfen. Der Altar wurde mit den drei Bildern, Christus vor dem Hohen Rat, Simeon mit dem Kinde und dem Epitaph des Stadtschreibers Nesen, auf Geheiß des damaligen Pfarrers Detert im Eingangsbereich des Turms auf der rechten Seite eingemauert. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Altar in der Lutherkirche gelagert und erst am 06.09.1959 wieder in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche aufgestellt. Der Altar ist 1,53 m hoch. Die Breite des Mittelschreins beträgt  2,17 m und die der beiden Flügel je 1,07 m beziehungsweise 1,15 m.  Die Figuren des Mittelschreins sind aus Pappelholz geschnitzt, mit Naturfarben bemalt und vergoldet. Das Holz für die Figuren wurde vor dem Schnitzen entkernt. Das bedeutet, dass die Figuren  von innen hohl sind. So können Spannungen und Risse zwischen Kern und Außenfläche gar nicht erst entstehen. Die Figuren des Mittelschreins stehen auf einem 22 cm hohen Sockel (Predella). Auf der Predella waren früher Spuren von 13 geschnitzten Brustbildern zu sehen. Es wird vermutet, dass hier Jesus Christus und die zwölf Apostel abgebildet waren. Die Figuren des Mittelschreins sind 90 cm hoch und werden mit einer Krone dargestellt. Die Kronen der vier Heiligen neben der Mutter Gottes werden als Märtyrerkronen aufgefasst. Märtyrer sind Menschen, die wegen ihres Glaubens Verfolgung und Tod erleiden mussten. Über jeder Heiligenfigur findet sich ein gotischer Spitzgiebel (Wimperge) als Baldachin, deren auf- und absteigender Ast mit drei geschnitzten Blumenornamenten (Krabben) geschmückt ist beziehungsweise war. In den zehn Dreiecken über den Wimpergen sind kleine gemalte  Engel zu sehen. Die Wimperge über der Mutter Gottes ist größer als die der anderen Heiligen und hebt ihre zentrale Bedeutung hervor. Bei den geschnitzten Heiligenfiguren fällt die typisch gotische S-Form der Körper auf. Auf den Seitenflügeln sind  je drei schöne Heilige mit Temperafarben gemalt. Für die Gewänder wurde nur rot und grün verwendet. Die Gewänder und die Wimpergen sowie gesamte Architektur des Altars lassen eine Datierung auf die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts vermuten. Es gibt auch Hinweise, dass der Altar aus Böhmen stammt. Unwahrscheinlich ist das nicht, da Kaiser Karl IV., dem 1373 die Mark Brandenburg zufiel, seine Residenz zwar in Prag hatte, aber auch das nahe gelegene Tangermünde von 1374 – 1377 zur Residenz ausbauen wollte. Moldau, Elbe und Havel waren zu damaliger Zeit die sichersten Verkehrswege.

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                 Dorothea      Margarete             Maria                 Barbara                  Katharina

 

 

 

 

Die heilige Dorothea , Doris   Namenstag  6. Februar

Schutzheilige der Bierbrauer, Blumengärtner und Floristen, der Bräute und neu vermählten Ehepaare.

 

Die Darstellung der heiligen Dorothea erfolgt mit Schwert, Palme, Krone und Lilie und mit einem Körbchen voll Rosen und Äpfel. Sie ist die Helferin bei falschen Anschuldigungen. Ihr Namenstag ist der 6. Februar. Die Legende berichtet, dass Dorothea eine der ersten Christinnen war, die für ihren Glauben ihr Leben lassen musste. Sie wuchs zur Zeit des römischen Kaisers Diokletian (243 – 313) auf, der die Christen grausam verfolgen ließ. Ihr Vater war römischer Senator. Er lebte in Kappadozien (Türkei). Dorothea heißt so viel wie "von Gott Geschenkte". Der Vater freute sich, als ihm eine dritte Tochter geboren wurde. Sie war sehr schön und klug. Der kaiserliche Statthalter Apricius wollte sie zur Frau haben. Als er hörte, dass sie Christin war, ließ er sie foltern. An einem kalten Wintertag wurde sie hingerichtet. Bevor sie dem Henker übergeben wurde, rief ein junger Mann mit Namen Theophilus: " Wenn du in den schönen Garten deines Bräutigams kommst, dann schicke mir doch Rosen und Äpfel!" Da erschien ein Knabe und überreichte der heiligen Dorothea ein Körbchen mit Rosen und Äpfeln. Als der Spötter, Theophilus, das sah, bekehrte er sich auch zum Christentum und wurde ebenfalls enthauptet.

Wetterregel: Dorothee bringt den meisten Schnee.

 

 

Die heilige Margareta (griechisch Marina ,
auch Grete, Margit, Margot, Meta)

Namenstag: 20. Juli

Schutzheilige der Bauern, Hirten, Müller, Frauen und Ehefrauen.

Neben Maria steht die heilige Margareta. Margareta bedeutet auf Deutsch die Perle. Die Perlen gelten als Zeichen der Reinheit. Sie ist die Namensgeberin für die Margeritenblumen. Sie wird dargestellt mit Drachen (Wurm) und Kreuzstab, als reich gekleidete Königstochter mit Krone und Perlenkranz. Kamm und Fackeln werden oft als ihre Folterwerkzeuge dargestellt. Sie gehört zu den 14 Nothelfern und wird besonders angerufen für Fruchtbarkeit, bei Geburtsnöten und in der Sterbestunde. Ihr Namenstag wird am 20. Juli gefeiert.  

Sie wird meist zusammen mit der heiligen Barbara und der heiligen Katharina dargestellt, als heilige drei Jungfrauen. Der Volksmund sagt:

Margareta mit dem Wurm,

Barbara mit dem Turm,

Katharina mit dem Radl,

das sind die heiligen drei Madl.

Die Legende berichtet, dass sie als Tochter eines heidnischen Priesters in Antiochia (Türkei)

aufwuchs. Da die Mutter früh starb, erzog sie eine Amme heimlich zur Christin. Als sie es ihrem Vater bekannte, schickte er sie zur Strafe in die Verbannung, wo sie Schafe hüten musste.

Dort sah sie ein hoher Verwaltungsbeamter, der Präfekt Olybrius, und begehrte sie zur Frau. Margareta bekannte sich als Christin, worauf Olybrius in sie drang, ihrem Christenglauben abzuschwören. Margareta weigerte sich. Der Präfekt ließ sie foltern und ins Gefängnis werfen. Dort erschien ihr ein gräulicher Drache. Margareta schlug das Kreuzzeichen über das Untier und der Drache als Sinnbild des Teufels schrie laut: "Weh mir, nun bin ich von einer schwachen Jungfrau überwunden worden." Der Präfekt ließ sie enthaupten. Als Todesjahr wird 307 angegeben.

 

Maria   Die mittlere Figur  zeigt  Marie  mit dem Jesuskind. Die Figur steht unter einem gotischen Bogen, während die anderen Figuren einen einfachen Spitzbogen als Dach besitzen. Sie stellt den Mittelpunkt des Altars dar. Der rechte Arm fehlt der Mutter Gottes, die das Jesuskind auf dem linken Arm hält. Dem Jesusknaben fehlen beide Arme.

 

 

Die heilige Barbara, auch Bärbel, Babette, Betty  Namenstag: 4. Dezember

Schutzheilige der Bergleute, Architekten, Dachdecker, Gefangenen, Feuerwehrleute, Schmiede, Maurer, Hutmacher und Köche.

Die heilige Barbara wird mit Krone, Kelch und Hostie auch oft mit einem Turm mit drei Fenstern dargestellt. Sie gehört zu den 14 Nothelfern und wird besonders gegen Blitz, Gewitter, Feuer, Fieber und Pest und für eine gute Sterbestunde angerufen.

Ihr Namenstag ist der 4. Dezember. Am Barbaratag schneiden viele Menschen  Zweige vom Kirsch-, Pflaumen- oder Birnbaum, aber auch vom Forsythien- oder Fliederstrauch ab und stellen sie in eine Vase. Man hängt an die Zweige kleine Schilder mit den Namen der Hausbewohner. Es wird darauf geachtet, welche Zweige bis zu Weihnachten blühen. Das bedeutet Glück. Die Wetterregel für den St. Barbara-Tag heißt:

             Geht St. Barbara im Grünen,

             kommt´s Christkind im Schnee.

Die Legende berichtet, dass sie als Tochter des reichen heidnischen Kaufmanns Dioskurus in der Nähe von Istanbul aufgewachsen ist. Da sie sehr schön war, ließ sie der Vater in einen Turm einsperren. Sie sollte dadurch vor Entführungen geschützt werden. In dieser Zeit wurde sie Christin. Als der Vater merkte, dass sie eine Christin geworden war, wollte er sie töten. Sie entfloh in einen Berg, der sich vor ihr aufgetan hatte. Das Versteck wurde jedoch entdeckt und der Vater ließ seine Tochter am 4. Dezember 306 enthaupten.

 

 

 

 

 

 

 

Die heilige Katharina  davon abgeleitet Käthe, Katrin, Katja, Karin, Kitty

Namenstag: 25. November

Schutzheilige der Buchdrucker, Frisöre, Gelehrten,  Juristen, Notare, Lehrer, Redner, Theologen, Schüler,

 Ehefrauen, der  Bibliotheken und der Universität Paris. 

Die heilige Katharina wird als Königstochter mit zerbrochenem Rad, Buch, Palme und Schwert, manchmal auch mit Ring als Vermählungszeichen mit Christus, dargestellt. Sie gehört zu den 14 Nothelfern und wird besonders angerufen bei Migräne, Zungenkrankheiten und zur Auffindung Ertrunkener. Ihr Namenstag ist am 25. November. Es ist das Ende des Kirchenjahrs. Der Advent begann als stille Zeit, in der auch nicht getanzt werden durfte. So tanzte man am Namenstag der Heiligen Katharina noch einmal tüchtig und der Volksmund sagte: "Sankt Kathrein stellt den Tanz ein." In dem Volkslied  "Heißa Kathreinerle schnür dir die Schuh" klingt das noch an.  Die Legende erzählt, dass sie als Tochter des Königs von Zypern aufwuchs. Sie soll sehr intelligent und schön gewesen sein. Jesus Christus zeigte sich ihr in einer Vision und steckt ihr symbolisch als Zeichen seiner mystischen Vermählung einen wunderbaren Ring an den Finger. Als der Kaiser in Alexandrien Christen grausam umbringen ließ, weil sie sich weigerten, die Götterbilder anzubeten, ging Katharina zu ihm und sprach: "Das hohe Amt, das du bekleidest, darf von mir Achtung und ehrerbietigen Gruß fordern...., aber Anbetung kannst du weder für dich noch für deine steinernen Bilder verlangen." Der Kaiser ließ sie foltern und ließ dazu vier  Eisenräder mit spitzen Nägeln fertigen. Engel zerstörten die Räder, so dass sie nicht eingesetzt werden konnten. Der Kaiser ließ ihr daraufhin den Kopf abschlagen. Ihr Tod wird um 310 angegeben. Engel trugen den Körper zum Berg Sinai zu der Stelle, wo Gott Mose aus dem brennenden Dornbusch aufforderte, das Volk Israel aus Ägypten zu führen und wo er später dem Volk Israel die Gesetzestafel übergeben hat. Dort befindet sich heute das weltberühmte Katharinenkloster, in dem die Gebeine der heiligen Katharina aufbewahrt werden. Mönche sind angeblich vom süßen Geruch ihrer Gebeine angelockt worden und haben dann das Kloster gegründet. Die Mönche haben sich mit allen Herrschern in ihrer Umgebung immer gut vertragen. Es findet sich auch ein Schutzbrief im Kloster vom Propheten Mohammed, der  nicht lesen und schreiben konnte und seine Hand als Abdruck auf die Urkunde legte, und so unterschrieb.

 

 

 

Linker Altarflügel

 

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Jakobus                Andreas                  Paulus

 

 

Apostel Sankt Jakobus (zu erkennen an der Jakobsmuschel)  Namenstag: 25. Juli

Schutzheiliger von Spanien, aller Pilger, Apotheker, Arbeiter, Schiffer, Hutmacher und Wachszieher.

 

Jakobus war der Sohn des Fischers Zebedäus. Sein älterer Bruder war der Evangelist Johannes. Jesus nannte sie beide die Donnersöhne, denn sie waren furchtlos und impulsiv. Die Mutter der beiden Söhne Maria Salome ging zu Jesus und bat ihn, ihren Söhnen zwei Ehrenplätze in seinem Reich zu seiner Rechten und zu seiner Linken zu geben. Jesus sagte zu ihr:" Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde?" Der König Herodes Agrippa ließ den sehr bekannten Jakobus Ostern 44 durch das Schwert hinrichten. Seine Gebeine wurden nach Santiago de Compostela in Nordspanien gebracht, wo er bis heute verehrt wird. Viele Pilgerwege führen heute nach Santiago de Compostela. Wenn man 100 km nach Santiago de Compostela wandert oder 200 km mit dem Fahrrad dorthin fährt und sich von den vornehmen Kirchendamen in den Dörfern einen Stempel geben lässt

 

 
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Stempelkarte eines Pilgers

 

erhält man die begehrte Urkunde, die Compostela.

 

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Compostela-Urkunde
eines Pilgers
vom 08.10.2007

 

Der Namenstag des Apostels Jakobus ist der 25. Juli. Dann beginnt auch die Getreideernte, deshalb nennt man ihn auch den Kornpatron. Er wird mit der Jakobsmuschel, mit Buch, mit langem Stab, Pilgerhut, Reisetasche und Kürbisflasche dargestellt.

 

Apostel Sankt Andreas, auch Andre, Andrea  (mit dem typischen Andreaskreuz)

Namenstag: 30. November

Schutzheiliger von Russland, Griechenland und Schottland, der Fischer, Bergleute, Metzger und Seiler.

Er war einer der zwölf Apostel und soll sehr bescheiden gewesen sein. Er stammt aus Betsaida  am See Genezareth. Wie sein älterer Bruder Simon Petrus war er Fischer. Er ging nach Griechenland und an das Schwarze Meer und verkündete das Evangelium. Er wurde am 30. November 60 in der Stadt Patras an das sogenannte Andreaskreuz geschlagen. Nach den Legenden ist die Andreasnacht voller Geheimnisse. Es ist der Beginn der Adventszeit. Nach dem Volksglauben soll den Menschen in dieser Nacht durch Träume  etwas über ihre Zukunft offenbart werden.

Wetterregel: Andreasschnee tut Korn und Weizen weh.

 

Sankt Paulus, auch  Paul, Pauline (mit dem Schwert)  Namenstag: 29.  Juni

 

Schutzheiliger vieler Städte, der Sattler, der Seiler, Weber, Zeltmacher und Theologen.

 

 

Paulus wird mit Heiliger Schrift und Schwert dargestellt. Sein Namenstag wird am 29. Juni gefeiert. Paulus wurde im Jahr 10 in Tarsus (Türkei) geboren. Er war von Beruf Zeltmacher. Die griechische Form des Namens ist Saulus. Er war strenggläubiger Jude und hat zuerst die Christen verfolgt. Auf dem Weg nach Damaskus hatte er eine Vision. Eine Stimme fragte ihn: "Saulus, Saulus, warum verfolgst du mich?" Daraufhin ließ er sich taufen und wurde Christ. Er machte viele Missionsreisen und schrieb Briefe. Als er verhaftet werden sollte, sagte er: “Populus romanus sum.“ (Ich bin römischer Staatsbürger) und hatte daraufhin das Recht nur in Rom vor Gericht gestellt zu werden. Der römische Kaiser Nero ließ ihn in Rom im Jahr 67 mit dem Schwert enthaupten.

Wetterregel: St. Paulus hell und klar bringt ein gutes Jahr.

 

Rechter Altarflügel

 

 

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Petrus                  Johannes         Bartholomäus

 

 

Apostel Sankt Petrus, auch Peter, Petra (mit dem Himmelsschlüssel) Namenstag: 29. Juni

Schutzheiliger vieler Städte und Länder, der Fischer, Fischhändler, der Schiffer, der Maurer, der Schlosser, der Schmiede, der Uhrmacher und der Metallarbeiter.

 

Petrus nahm im Kreis der Apostel die erste Stelle ein.  Jesus hatte zu ihm gesagt: "Dir werde ich die Schlüssel des Himmelreiches geben." Er wird meist mit einem oder zwei Schlüsseln dargestellt oder einem Kreuz, das er über der Schulter trägt. Er war von Beruf  Fischer. Jesus sagte zu ihm: "Du bist Petrus der Fels und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen." 

Als Jesus gefangen gesetzt war, hat er ihn dreimal verleugnet. Jesus hatte ihm das vorausgesagt, als er sehr kämpferisch gegen die Soldaten, die Jesus gefangen nahmen, auftrat. "Ehe der Hahn einmal kräht, wirst du mich dreimal verleugnet haben", sagte er zu ihm.

Der römische Kaiser Nero (37-68) ließ ihn, als er in Rom war, kreuzigen. Er ist begraben, wo heute die Peterskirche in Rom steht. Er gilt als der erste Bischof der Weltkirche.

 

Schutzheiliger der Bildhauer, Buchbinder, Buchdrucker, Buchhändler, Glaser, Graveure, Kerzenfabrikanten, Korbmacher, Maler, Notare. Papierfabrikanten, Schriftsteller, Schreiber, Spiegelmacher und Weingärtner.

Apostel Sankt Johannes (mit dem Kelch) Namenstag: 27. Dezember

Johannes  war der Sohn des Zebedäus und seiner Frau Salome. Wie sein älterer Bruder  Jakobus war er Fischer.  Die Geschwister waren vom Charakter sehr aufbrausend, sodass man sie „Donnersöhne“ nannte. Johannes ist der Lieblingsjünger von Jesus gewesen. Er hat das Johannesevangelium geschrieben. Jesus hat vom Kreuz herab Johannes gebeten, sich um seine Mutter zu kümmern. Johannes sorgte wie ein Sohn für Maria bis zu ihrem Tode. Er stellt mit Petrus die Säule der ersten Christengemeinde dar. Er nahm am ersten Apostelkonzil im Jahr 51 teil und lernte Paulus kennen. Er ging nach Kleinasien und leitete viele Gemeinden von Ephesus aus.  Als unter dem römischen Kaiser Domitian die Christenverfolgung einsetzte, wurde er in einen Kessel mit siedendem Öl gesetzt. Doch auf wunderbare  Weise blieb er unverletzt. Daraufhin wurde Johannes auf die Insel Patmos verbannt. Hier hatte er apokalyptische  Visionen, die in der Offenbarung niedergeschrieben wurden. Als unter dem römischen Kaiser Nerva (30-98) die Gesetze zur Christenverfolgung aufgehoben wurden, ging er nach Ephesus zurück. Dort wurde er Nachfolger des Bischofs Timotheus. Hier schrieb er auch ein Evangelium. Er wird mit einem Adler (Symbol des 4. Evangeliums),  mit einer Schlange, die aus dem Becher kommt, mit Kessel oder als Greis dargestellt. Er wird bei Epilepsie, Fußleiden, Vergiftung, Brandwunden, gegen Hagel und für Fruchtbarkeit der Felder angerufen.

Die Legende berichtet,  dass der Apostel Johannes in Kleinasien predigte. Im Artemis-Tempel in Ephesus (heute Ruinen  bei Selcuk) wollte er nicht opfern, was mit dem Tode bestraft wurde. Die Griechen nannten die Göttin der Jagd Artemis, die Römer nannten die gleiche Göttin Diana. Es gab Unruhen unter den Goldschmieden, die fürchteten, ihre Amulette nicht mehr verkaufen zu können, wenn keiner mehr in den Tempel käme, um Diana-Amulette zu erwerben. Da reichte ihm ein heidnischer Priester Aristodemus einen Giftbecher und sprach: "Trinkst du den Becher ohne Schaden, so will ich an Jesus Christus glauben.“ Der Priester Aristodemus  gab den Giftbecher zuerst zwei zum Tode verurteilten Mördern, die auf der Stelle starben. Johannes betete und schlug das Kreuz über den Becher. Da entwich eine Schlange, als Zeichen des Giftes,  aus dem Kelch. Johannes trank den Becher ohne Schaden aus. Das wurmte den heidnischen Priester. Er sagte: "Noch habe ich Zweifel an der Macht deines Herrn, aber wenn du die zwei Mörder von den Toten erwecken kannst, will ich glauben." Johannes nahm seinen Mantel und deckte ihn über die beiden Toten und betete. Da wurden sie wieder lebendig, so als hätten sie nur geschlafen. Der Priester und alle Umstehenden wurden gläubig.

 

 

Apostel  Sankt Bartholomäus (mit dem typischen Messer)  Namenstag: 24. August

Schutzheiliger der Stadt Frankfurt am Main, der Buchbinder, der Gerber, der Fellhändler, der Lederarbeiter, der Handschuh- und Schuhmacher, der Schneider, der Metzger und der Weingärtner.

Als Jesus ihn traf, sagte er zu seinen Jüngern: "Das ist ein Israelit, an dem kein Falsch ist." Nathanael sagte  zu Jesus: "Rabbi du bist der Sohn Gottes, du bist der König Israels." Er brachte die Lehre von Jesus Christus nach Indien und Armenien. Er starb als Märtyrer in Armenien, wo ihm der König Astyages die Haut bei lebendigem Leib abgezogen hat. Anschließend wurde er enthauptet. Viele Darstellungen zeigen Bartholomäus mit seiner eigenen Haut unter dem Arm. Die Rathenower Darstellung zeigt nur einige runde Hautdefekte an den Füßen des Heiligen. Seine Hirnschale wird im St. Bartholomäus-Dom in Frankfurt am Main aufbewahrt. Die Legende erzählt, dass er besonders viele Wunder tun konnte. In Armenien ist er in einen heidnischen Tempel gegangen und sprach gegen die Götzenbilder. Daraufhin fuhr der Teufel aus dem Tempel und die Götzenbilder zerbrachen.

 

Literatur:
1. Dr. Heinz-Walter Knackmuß: Der gotische  

    Marienaltar, 2. Auflage
2. Jiri Fajt: Böhmen und die Mark Brandenburg, Offene

     Kirchen 2010
3. Albert Bichler: Das Kinderbuch der  Heiligen und

    Namenspatrone, 2. Auflage   1996, Echter Verlag,

    Würzburg
4. Carlo Melchers: Das große Buch der Heiligen, 1996,

    Cormoran-Verlag, München   

 

                                            

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Dreiklang

Kunst und Kultur in der Kirche

Eine sommerliche Vortragsreihe zu besonderen Schätzen
von Sankt-Marien-Andreas in Rathenow

mit apl. Prof. Dr. Gudrun Gleba
25.05.2019

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Eine Kirche, die sich den Bedingungen ihrer Zeit nicht anpasst, bleibt leer. Eine Kirche, die ihre Geschichte vergisst, wird zur Ruine. Eine Kirche, die sich der Gegenwart stellt und die Vergangenheit als Teil dieser Gegenwart einbezieht, hat die Chance, die Landmarke einer Region zu werden. Die Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow hat dafür das Potential. Der Förderkreis zum Wiederaufbau der St. Marien-Andreas-Kirche lädt im Sommer 2019 zu  drei Begegnungen mit den Kunstwerken direkt vor Ort und einer anschließenden Gesprächsrunde ein. Das erste Kunstwerk, der Marienaltar, wurde von apl. Prof. Dr. Gudrun Gleba am Samstag, den 25.05.2019 um 16:00 Uhr im Chorraum vorgestellt. „Helferinnen in der Not“ hat Gudrun Gleba ihren Vortrag genannt. Als Historikerin hat sie natürlich einen anderen Zugang als z.B. ein Theologe zu diesem mittelalterlichen Altar in Rathenow aus dem 14. Jahrhundert und hat ihren Vortrag mit dem Untertitel „Kunst(hand)werk und Glaubenshilfe“ versehen. Apl. Prof. Dr. Gudrun Gleba ist Mitglied im Förderkreis zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow e. V. und engagiert sich in vielfältiger Weise für den Wiederaufbau des Gotteshauses. Durch ihr wissenschaftliches Herangehen an die Kunstwerke schafft sie neue Perspektiven in der Sicht der Dinge, die immer mit einer Vertiefung des Wissens über die Kunstschätze einhergehen.

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Nora Ketschebach (Alt-Blockflöte) und Stefanie Bentert (Gitarre)

Auftakt-Video

Nora Kelschebach und Stefanie Bendert machten mit Altblockflöte und Gitarre den musikalischen Auftakt beim Vortrag von apl. Prof. Dr. Gudrun Gleba als ersten Ton im Dreiklang von Vorträgen zu Kunstwerken der Sankt-Marien-Andreas Kirche, der die „Helferinnen in der Not“ des (vermutlich) böhmischen Altars von ca. 1380 thematisierte. Gudrun Gleba berichtete über ihre Recherchen über den Gotischen Marienaltar in Rathenow und verwies zum einen darauf, dass nur durch viele verschiedene Handwerkern ein solches Kunstwerk entstehen konnte, und zum anderen auf interessante kunsthistorische Untersuchungen, die vermuten lassen, dass der Rahmen des Altars wohl aus märkischem Kiefernholz geschaffen wurde, während die vier Heiligenfiguren, aus anderem Holz geschnitzt, aus einer böhmischen Werkstatt kamen.

 

 

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Video

Das Retabel (Altaraufsatz) zeigt fünf Frauen in kostbaren Gewändern und der damals modischen leicht gedrehten Körperhaltung. Maria, die Gottesmutter, steht in der Mitte und hält ihren Sohn Jesus auf dem Arm. Die Frauen tragen alle eine Krone, Maria als Himmelskönigin und die anderen vier die Märtyrerkrone. Jede der Frauen hält ein Attribut in der Hand, ihr Erkennungszeichen, sodass die Menschen von damals sofort wussten, wen man vor sich hatte und die ganze Geschichte um die Nothelferinnen den Menschen sofort präsent war. Professor Gudrun Gleba machte das an Grimms Märchen deutlich. Sie zeigte eine goldene Kugel und das Publikum sagte "Froschkönig", sie zeigte einen rot und gelb gefärbten Apfel und die Zuhörer sagten "Schneewittchen" und dann zeigte sie ein Kopfkissen und alle riefen sofort "Frau Holle." So war es im Mittelalter auch. Die Menschen kannten die Legenden um die Heiligen und wenn ein Drache als Attribut von Margarete dargestellt wurde, fiel ihnen sofort die Lebensgeschichte der Heiligen Margarete ein, denn der Teufel in Gestalt eines Drachen erschien ihr  im Gefängnis, doch sie konnte ihn besiegen. Die Heilige Barbara hat den Turm, in den ihr Vater sie sperrte, als ihr Erkennungszeichen. Leider ist er auf dem Rathenower Retabel verlorengegangen ist. Und bei der Heiligen Katharina ist ein ganz kleines Stückchen Rad zu sehen, weil sie mit einem mit Eisenhaken beschlagenen Rad gefoltert werden sollte, was misslang, weil das Rad zerbrach, und ein Schwert, mit dem sie schlussendlich enthauptet wurde. Die Heilige Dorothea hat ein Körbchen mit Rosen und Äpfeln und so ließe sich die ganze Palette der Heiligen fortsetzen, denn alle haben ein Attribut, an dem man sie erkennen und sich ihre Geschichte erzählen kann. Beim Vortrag gab es auch einen Einblick in die mittelalterlichen Machtverhältnisse und die Nöte der Menschen in dieser Zeit. Professor Gudrun Gleba hat die Gabe, die Menschen recht anschaulich in die Geschichte einzuführen. Sie erzählte auch die Geschichte der anderen Heiligen auf den Seitenflügeln und bat nach ihrem Vortrag noch um Fragen, die dann auch reichlich gestellt wurden. Warum sind nur die fünf Frauen als Figuren dargestellt? Weil das zum Programm des Altarschnitzers gehörte, denn es gab ja für jeden Altar ein Erzählprogramm. Hier ist es Maria als Gottesmutter mit den vier Hauptheiligen (Virgines cardinales). Es gibt andere Programme, wo die Geburt Jesu dargestellt wird, die Freuden und Schmerzen Marias oder die Stationen des Leidensweges Christi bis zur Kreuzigung. Als alle Fragen beantwortet waren, richtete Professor Gudrun Gleba noch einen Appell an alle Besucher, zur Wahl zu gehen, denn für sie stelle die nicht immer perfekte Europäische Union mit der Vielfalt der Menschen und Kulturen, die hier zu Hause sind, doch mit das Beste dar, was den Menschen seit 1945 widerfahren ist.

 

Dr. Heinz-Walter Knackmuß 25.05.2019