Jürgen Guthan spendete Kanzelstifterbrief Nr. 180 am 15.06.2023

hsd

Jürgen Guthan


Der Augenarzt aus Semlin feierte am 15.06.2023 seinen 85. Geburtstag. Aus diesem Anlass spendete er den Kanzelstifterbrief Nr. 180 für die Nachschnitzung der barocken Kanzel. Der Förderkreis bedankt sich bei Jürgen Guthan für seine Spende und wünscht ihm für das neue Lebensjahr Gottes Segen.

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Geburtstagsgäste zum 85. Geburtstag
Von links: Viola Knackmuß, Dr. Heinz-Walter Knackmuß, Sigrid Deubner, Ingrid Schmidt, Jürgen Guthan, Ilona Grandhomme, Rosemarie Uhlich

 

Seit September 2021 sammelt der Förderkreis zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow e. V. Geld für die Nachschnitzung der barocken Kanzel. Seitdem sind ca. 30.000 € für die Spendenaktion gesammelt worden. Eine Kanzel gilt als Sinnbild, das süße Wort Gottes weiterzusagen. Auf ihr kommt es zur Auslegung der Bibel. Rathenow hatte seit 1709 eine dieser Kanzeln. Sie galt als ein Kunstwerk seiner Zeit. Viele Kanzeln wurden vom Künstler, Johann Vorberg, vorher angefertigt worden. Aber die Schönste war die barocke Kanzel in Rathenow. In der Nacht vom 28. zum 29.04.1945 wurde die Sankt-Marien-Andreas-Kirche von der Sowjetarmee mit Brandgranaten beschossen und brannte völlig aus. Das einstürzende Dach begrub auch dieses einmalige Kunstwerk. Georg Heimerdinger war von 1907 – 1951 Pfarrer in Rathenow und hat unzählige Male Gottes Wort von dieser Kanzel verkündigt. Er kam 1907 als junger Mann nach Rathenow. Grund dafür war eine Gastpredigt. Er erhielt eine Einladung vom Magistrat der Stadt Rathenow. Georg Heimerdinger hat sich auf die freie Stelle in Rathenow beworben und musste am 06.01.1907 sein theologisches Können der Gemeinde und der Stadtverwaltung beweisen. Er selbst glaubte nicht daran, dass er gewählt würde. Doch er bekam die Stelle. Im Jahre 1907 erhielt die Anstellung als Diakon. 1916 wurde er zum Archidiakon der Gemeinde Rathenow und im Jahre 1924 wurde es dann noch ernster. Er wurde zum Superintendenten von Rathenow gewählt, wurde 1933 Oberpfarrer und blieb dies bis zum Dienstende im Jahre 1951.

Heimerdinger

Superintendent Georg Heimerdinger

Es waren schwere Zeiten, in denen er die Gemeinde Rathenow als Hirte betreute. Die Nationalsozialisten waren seit 1933 an der Macht. Nur zwei Jahre nach der Machtergreifung der Nazis wurde Heimerdinger vor das Gericht gezerrt. Grund dafür war eine Feldpredigt im Gedenken an die Gründungsfeier des Zietenhusaren-Regiments in Rathenow. In einem Zeitungsartikel wurde behauptet, dass Heimerdinger gegen das neue Regime der Nazis eine Predigt gehalten hätte. Heimerdinger ging vor Gericht und erhielt vom Landesgericht Potsdam seine Ehre wieder. Er selbst schwur aber nie den Nationalsozialismus richtig ab. Als Rathenow nun auch in den Kriegshandlungen dabei war und 1945 die Kirche dann auch mit Brandgranaten geschossen wurde, war Heimerdinger traurig über den Verlust der Sankt-Marien-Andreas Kirche. Heimerdinger war der letzte Pfarrer der Gemeinde Rathenow, der die barocke Kanzel betreten hat und von ihr gepredigt hat. Er verstarb 1967 in Rathenow.

 

Copyright: Kevin Kama, 15.06.2023