58-Landin-Störche bringen Glück ins Haus 01.12.2021

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Die Störche kommen jedes Jahr im März ins Havelland und fliegen Ende August wieder in den Süden. Durch die Klimaerwärmung fliegen sie gar nicht mehr nach Afrika zurück, sondern überwintern in Spanien und kommen noch früher nach Deutschland. Sonja Dittrich dachte sich, die Störche müssten in Landin eigentlich genug Nahrung finden, denn es gibt den Landiner See und die Wiesen am Großen Havelländischen Hauptkanal. 2013 bat sie ihren Mann ein Rad auf einen Mast auf dem Dach zu befestigen, damit die Störche ein Nest darauf bauen können. Der NABU sagte: “Das wird sowieso nichts, gab aber gute fachliche Ratschläge.“
Und so entstand der Mast mit einem Wagenrad und Gert Dittrich wäre nicht Gert Dittrich, wenn er nicht gleich eine Kamera mitinstalliert hätte, damit man das Leben der eventuell kommenden Störche beobachten könnte. Aber das Frühjahr 2014 kam und es kam auch mal ein Storch und beschaute sich das Wagenrad, machte sich aber wieder auf den Weg nach Parey an der Havel, wo er seit Jahren mit seiner Frau ein Nest bewohnte. Entgegen allen Prognosen des NABU ließ sich dann aber doch ein Storchenpaar auf dem Wagenrad häuslich nieder und baute ein großes Nest.

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Das war eine Freude für das ganze Dorf und Sonja Dittrich strahlte vor Stolz. Sie hatte sich nicht geirrt. Die Störche suchten solche Horste. Und die Störchin legte auch zwei Eier und brütete. Mit der Kamera verfolgte man das Geschehen auf dem Nest. Der NABU kam und beringte die zwei Störche. Es wurden für die zwei zu erwartenden Storchenkinder im ganzen Dorf Namen gesucht und es gab 33 Vorschläge, die in einen Storchenbriefkasten gesteckt werden konnten. Der Storchenbriefkasten befand sich an der Bushaltestelle und jeder Landiner war aufgerufen, bis zum 24.05.2014 seine Namensvorschläge dort einzustecken.  

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2 Eier im Storchennest

Unter den Namen waren Adam und Eva, Hänsel und Gretel, Karla und Marx, Pauline und Paulchen, Tristan und Isolde, Romeo und Julia und noch viele andere. Am 25.05.2014 gab es Wahlen für das Europäische Parlament und die Landiner hatten an dem Tag gleichzeitig über die 33 Namensvorschläge für die Storchenkinder abzustimmen. Die meisten Stimmen bekam aber der Namensvorschlag Landiner und Landinchen.

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Doch es kommt, wie im richtigen Leben, immer anders als man denkt. Sei es nun, dass ein Marder, der auf dem Boden wohnte oder ein Waschbärenfamilie das Storchenehepaar störte. Zuerst entschwand der Storchenvater und drei Tage später auch seine Gattin. Sie kehrten nicht wieder zum Horst zurück. Das Gelege war nicht mehr zu retten. Und bis 2021 kamen jedes Jahr mal Storchenpaare und beschauten das Nest, aber keiner von den Störchen blieb in Landin. Doch Sonja Dittrich gibt nicht auf. Sie möchte, dass das Nest erhöht wird. Vielleicht findet ein Storch wieder den Weg nach Landin und kommt dann Jahr für Jahr zurück. Die jungen Störche sammeln sich jedes Jahr vor dem Abflug ihrer Eltern gesondert auf den Wiesen und fliegen in den Süden. Die Eltern sammeln sich später und fliegen in eigenen Gruppen nach. Warum das so ist, weiß keiner. So gibt es viele Rätsel, die die Wissenschaftler noch aufzuklären haben. Vor dem Zeitalter der sexuellen Aufklärung erklärten die Eltern ihren Kindern, der Storch hätte eine Frau ins Bein gebissen und nun sei sie schwanger. Sonja Dittrichs Hoffnungen sind nicht unberechtigt. Vielleicht kommt doch ein Storchenpaar wieder nach Landin und bringt den Landinern nicht nur die Kinder aus dem Landinder See, sondern auch das Glück ins Haus.

 

© Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 01.12.2021