Festgottesdienst zur Einweihung der Sterngewölbe am 27.06.2010

Am Sonntag, den 27.06.2010 fand in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche ein Festgottesdienst zur Einweihung der vier neu aufgebauten Sterngewölbe im Kirchenschiff und zur Neueindeckung des Kirchenschiffes statt. Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt. Alle wollte dieses mittelalterliche Bauwunder ansehen und vor allem die einmalige Akustik der Sterngewölbe selbst spüren. 65 Jahre haben die Rathenower warten müssen, ehe sie wieder die Schönheit des Kirchenschiffs bewundern durften. Eine Generation hatte vergessen, dass die Sterngewölbe eine besonders schöne Akustik haben und als der Chor der Sankt-Marien-Kantorei begleitet vom Orchester der Musikschule Rathenow sang, fuhr es den Zuhörern durch Mark und Bein, denn dieser besonders schöne Klang ist einmalig. Pfarrer Andreas Buchholz dankte im Festgottesdienst besonders den Bauleuten, die dieses kleine Wunder vollbrachten.

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(von links: Statiker Dr. Krämer, Zimmermeister Gerhard Rühlicke, Roland Schulze, Pfarrer Andreas Buchholz, Architekt Rüdiger Liedtke, Architekt Dr. Achim Krekeler)

Die vier Sterngewölbe im Kirchenschiff sind fertig, aber der Förderkreis sammelt schon wieder Spenden für den Wiederaufbau der drei Kreuzgewölbe im Chorraum. Die drei neuen Kreuzgewölbe im Chorraum der Sankt-Marien-Andreas-Kirche werden ca. ½ Million € kosten. Die Vorstellung der Menschen ist die, dass sie, wenn sie aus dem westlichen Dunkel die Kirche betreten, die vier Sterngewölbe als Symbol für das Menschliche durchschreiten und dann zu Gott in den Chorraum kommen, wo das Licht ist. (Ex oriente lux - aus dem Osten kommt das göttliche Licht, nämlich  Jesus). Deshalb wurden die Kirchen streng von West nach Ost gebaut. Der Chorraum mit seinen drei Kreuzgewölbe (Vater, Sohn und Heiliger Geist) ist durch die sieben gotischen Fenster lichtdurchflutet und erhält durch die Kreuzgewölbe eine Leichtigkeit, wie sie nur die Gotik vermittelt.

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Superintendent des Kirchenkreises Nauen-Rathenow,
Thomas Tutzschke, bei seinem Grußwort

Vier Sterngewölbe im Kirchenschiff und drei Kreuzgewölbe im Chorraum ergeben dann die heilige Zahl Sieben, die in der christlichen Zahlensymbolik eine tiefe theologische Bedeutung hat. Das dritte Gebot heißt: Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Töchter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte ihn. Nach dem Schöpfungsbericht der Bibel hat unsere Woche sieben Tage und der 7. Tag ist eine heiliger Tag, der zu Ehren des Schöpfers der Welt ihm gewidmet werden soll und an dem sich die Menschen ausruhen sollen. Das Mittelalter hielt für die Gläubigen eine Vielzahl von symbolischen Zeichen vor, die eng verwoben waren mit dem Kreuz Jesu. Wie wir bei dem Bau der Sterngewölbe im Mittelschiff sehen konnten, wurden die Rippen für die Gewölbe mit kreuzförmigen Steinen gemauert. So soll die Kirche auch mit ihren sieben Gewölben ein sichtbares Zeichen christlichen Glaubens sein. 

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Der stellv. Landrat, Roger Lewandowski,
bei seinem Grußwort im Festgottesdienst

Im Gottesdienst wurde das Geschenk des Rathenower Künstlers, Hans Zimmermann, an die Sankt-Marien-Andreas-Gemeinde, enthüllt. Es ist das erste Farbfenster für das Kirchenschiff und heißt: "Der Fischzug des Petrus". Hans Zimmermann hatte die Lacher auf seiner Seite, als er zu seiner Biografie bemerkte:

Geboren bin ich im Faschismus,
aufgewachsen bin ich im Sozialimus,
dann kam der Kapitalismus,
und jetzt haben wie den Knackmuß.

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Der Fischzug des Petrus
von Hans Zimmermann

Die Sankt-Marien-Andreas-Kirche ist das Wahrzeichen der Kreisstadt des Havellandes und mit dem Kirchenschiffgewölben ist ein wichtiger Abschnitt des Wiederaufbaus vollendet worden. Es war vor allen Dingen ein Dankgottesdienst, denn ohne Gottes Segen wäre die immense Aufgabe nicht zu bewältigen gewesen. 

© Copyright : Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 27.06.2010