54-Landin-Der Kunstgießer Wolfgang Gregor in Landin am 01.08.2021

54. Der Kunstgießer Wolfgang Gregor in Landin

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 Wolfgang Gregor mit dem Bronzekopf der Meeresschildkröte „Marlene“

 

Wolfgang Gregor ist am 19.09.1948 in Berlin-Lichtenberg geboren. Sein Vater Kurt Gregor war Bäcker und seine Mutter Erna Gregor, geborene Lehmann, arbeitete in einem Anwaltsbüro in Berlin. Er absolvierte eine 10-klassige Oberschule in Berlin-Lichtenberg und begann von 1975 -1979 eine Lehre zum Stahlformbauer und Werkzeugmacher im Berliner Funkwerk Köpenick. Während der Lehre holte er an der Abendschule sein Abitur nach und arbeitete später drei Jahre lang als Kameramann beim Fernsehen der DDR in Berlin-Adlershof. Wolfgang Gregor hatte auch ein Musikstudium an der Hochschule für Musik „Hans Eisler“ in Berlin mit dem Ziel Chorleiter zu werden, angefangen. Er brach das Studium für Klavier und Gitarre aber bald ab, weil er feststellte, dass das nicht seine Berufung war. 

1977-1982 studierte er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und erhielt ein Diplom als Fotograf, Grafiker und Designer. Als Hochschulabsolvent war er ab 1982 als freiberuflicher Künstler als Mitglied im Verband der bildenden Künstler in Berlin tätig und lebte vom Verkauf seiner Fotos an die Zeitungen und nahm auch an der neunten und zehnten Kunstausstellung der DDR in Dresden teil. Wichtige fotografische Arbeiten entstanden im Eigenauftrag: Arbeiter-Porträts im Kabelwerk-Oberspree Berlin, eine umfassende Serie über Kleingartenanlagen Berlins und seine Bewohner, Porträts im Berliner Glühlampenwerk NARVA-Berlin. Als am 09.11.1989 die Berliner Mauer fiel, befand er sich gerade in Hamburg und arbeitete an einer Inszenierung mit Frank Castorf am Hamburger Schauspielhaus. Frank Castorf war von 1992 – 2017 als Intendant an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin und es gab hier für Wolfgang Gregor eine fruchtbare Zusammenarbeit als Kunstfotograf.

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Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin

 

 

Daneben arbeitete er als Fotograf für den Stern, Spiegel, Merian, Feinschmecker und andere Zeitschriften. Der Stern bat ihn nach Hamburg zu kommen, weil er einen Beitrag über Kleingärten und Biedermeier machen wollte. Als er in das Büro des ungebildeten Redakteurs kam, lümmelte der am Schreibtisch, telefonierte und hatte seine Füße auf den Schreibtisch gelegt. Er bedeutete ihm Platz zu nehmen und fing an, während er weiter telefonierte, in den mitgebrachten Fotomappen zu blättern. Das war für Wolfgang Gregor die Wende. Er dachte bei sich: “Du musst dir das nach einem Kunststudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig nicht antun,“ und verließ mit seiner Mappe das Büro. Er hatte 1989 von einem Solotänzer der Komischen Oper in Berlin eine Gaststätte mit Stallungen, Scheune und großem Garten in Landin für 13.000,00 Mark der DDR erworben. Er hatte sich sofort in die schöne Landschaft des Havellandes verliebt und zog 1991 nach Landin, baute die Scheune zur Kunstgießerei um und ließ sich in Landin nieder.

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Der Künstler Wolfgang Gregor vor seinem Atelier

Von 1991 – 2004 sanierte er das Wohnhaus und richtete sich in der Scheune mit allen Geräten eines Kunstgießers ein. Die ersten Aufträge kamen sofort. Als das Marmorpalais in Potsdam saniert wurde, bekam er den Auftrag alle Türklinken und Türbeschläge, sowie zahlreiche Inneneinrichtungen im gesamten Gebäude zu gießen und zu restaurieren.

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   Muster von Türklinken und Beschlägen

 

2014 teilte er das Grundstück und verkaufte den Gaststättenkomplex. Den ehemaligen Kuhstall baute er von 2018-2019 zu einem Wohnhaus um, wobei er den Innenausbau selbst übernahm, was die Kosten deutlich reduzierte.

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Der ehemalige Kuhstall ist ein schmuckes Wohnhaus geworden

Er kaufte den Holzofen „Bruno“, der eine mollige Wärme verströmt.

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Holzofen Bruno

Wenn er auf sein Leben zurückblickt, hat er immer das gemacht, was ihm Freude bereitete. Zuerst war er als Musiker unterwegs, dann als Kameramann tätig, danach Kunstfotograf und Journalist und jetzt ist er Kunstgießer.  Zurzeit arbeitet er an der Lederschildkröte „Marlene“, die im Meeresmuseum Stralsund als Bronzefigur aufgestellt wird. Die Kunstgießerei teilt sich in drei Aufgabenbereiche:
1. Restaurierung von Großplastiken, Interieur in Denkmalgeschützten Gebäuden
2. Plastiken für Galerien, Zusammenarbeit mit Bildhauern
3. Eigene Kunstwerke

In Anlehnung an die griechische Mythologie hat er einen „Trojanischen Hund“ gegossen. Die Odyssee von Homer erzählt ja, wie die Griechen Troja mit einer List eroberten, indem sie ein Riesenholzpferd vor der Stadt Troja zurückließen und so taten, als ob sie die Belagerung aufgeben wollten und mit ihren Schiffen davonsegelten. Die Trojaner feierte das als großen Sieg und schleppten das Riesenpferd in ihre Stadt, nichtahnend, dass im Inneren sich die griechischen Krieger versteckt hielten und nachts herauskamen und die Stadttore für ihre zurückgekehrten Krieger auf den Boten öffneten. Das war das Ende der Stadt Troja. Der König von Ithaka Odysseus hat es, so beschreibt es der griechische Dichter Homer, mit dieser List geschafft, die Stadt zu erobern, aber zur Strafe musste er zehn Jahre auf dem Mittelmeer umherirren, bis er in sein Heimatkönigreich Ithaka zurückkehren durfte.

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Der trojanische Hund                                                                                           Der trojanische Hund   

 

Wolfgang Gregor hält es mit Brecht, der einmal gesagt haben soll: “Lies jeden Tag ein paar Seiten eines guten Buches und höre gute Musik!“ Lesen, Musik und Sport sind seine Hobbys. Er läuft und schwimmt gern und fährt mit seiner Frau Andrea Kuhlmey an den Wochenenden 80 km mit dem Fahrrad. Ebenso liebt er das Windsurfen und Snowboarden. Er hat eine Tochter Clara und einen Sohn Philip. In Landin hat er im großen Garten eine Gipsfigur in Anlehnung an eine Arbeit von Max Klinger „Tanahashi“ aufgestellt.

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Hommage / freie Nachbildung  an Max Klingers „Tanahashi


 

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Der Garten grenzt an den Buchtgraben

Der Garten ist auch für die tägliche Speisekarte gut nutzbar. Mit den vielen Obstbäumen und Beerensträuchern und einem kleinen Kräutergarten ist er zu einer richtigen Idylle geworden.

 

 

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Der Kräutergarten

An der Straße hat er noch eine kleine Remise und ein kleines Gartenhaus gebaut, um etwas Abstellmöglichkeiten zu haben. Und er kann auch Autos reparieren. Ein guter Handwerker hat eben geschickte Hände und wenn sie dann noch künstlerisch aufgewertet werden, ist Vieles möglich.

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Remise und Gartenhaus an der Straße

Das Havelland ist schön und Landin ist ein schöner Ort im Havelland. Da lebt man in der Natur und mit der Natur und wenn man Lust auf die Stadt hat, ist Berlin quasi um die Ecke. Auf einem Dorf kann man auch die Jahreszeiten viele intensiver wahrnehmen als in der Großstadt Berlin. Das Blühen, Werden und Vergehen ist jeden Tag zu sehen und dieses Jahr gab es auch am 06. Februar 2021, dem Namenstag der Heiligen Dorothea, Schnee wie seit Jahren nicht mehr.

Gregor
Kunstgießerei
Steinstrasse 4 A
14715 Landin/Havelland

Tel:+493387460668
Fax:+493387460672
E-Mail:

www.kunstgiesserei.de

 

 

 

Copyright: Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 01.08.2021