33-Landin-Die verbotenen Liebe des Robert Gaschler am 01.11.2019

32. Die verbotene Liebe des Robert Gaschler

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Wohnhaus von Agnes und Otto Hünicke

Otto und Agnes Hünicke hatten eine einzige Tochter Ingrid, die 1924 in Landin geboren wurde. Sie waren Großbauern und Otto Hünicke war stolz, ein Bauer in Landin zu sein. Seine Tochter Ingrid arbeitete natürlich auf dem elterlichen Bauernhof mit und als sie in das heiratsfähige Alter kam, verliebte sie sich in Robert Gaschler. Robert Gaschler war 1945 mit seinen Eltern aus der Bukowina (Rumänien) nach Landin gekommen und arbeitete auch in der Landwirtschaft. Er war ein fleißiger ordentlicher Mann, dem eigentlich nie etwas zu viel wurde. Sie waren beide jung und verliebt und das Leben war trotz der schweren Arbeit rosarot und schön. Aber der Hochmut von Otto Hünicke kannte keine Grenzen. Er wollte nicht, dass eine Großbauerntochter einen armen Flüchtling heiratete. Für seine Tochter hatte er einen reichen Mann mit einem Bauernhof vorgesehen. Ingrid weinte viel, konnte sich aber gegen ihren herrischen Vater nicht recht durchsetzen. Otto Hünicke bedrängte seine Tochter so sehr, dass die Bindung zerbrach. Robert Gaschler war darüber auch traurig, aber er war jung und fand bald Brigitte Ast aus Rathenow, die seine neue Freundin wurde. Als Ingrid davon hörte, schrie sie vor Kummer und Schmerz und wollte sich nicht trösten lassen. Die Hoffnung auf ein gemeinsames Leben mit ihrem geliebten Robert gab sie aber nie auf. Und wie es im Leben so kommt, hielt die Verbindung zwischen Brigitte Ast und Robert Gaschler nicht lange. Man trennte sich ohne großes Aufsehen. Und nun heiratete Robert Gaschler trotz des Widerstands seines Schwiegervaters im Mai 1957 seine Jugendliebe Ingrid. Es war eine stille standesamtliche Trauung ohne großes Aufsehen. Robert Gaschler war katholisch und Ingrid war protestantisch. So verzichteten beide auf eine kirchliche Hochzeitszeremonie. Sie bauten sich ein Siedlungshaus am Dorfeingang und lebten zufrieden in Landin. Sie waren mit dem vom Staat zur Verfügung gestellten Grund und Boden zufrieden und hatten ihre täglichen Aufgaben. Robert fuhr in seinen Wald und fällte die Bäume. Dann sägte er die Stämme in kleine Stücke und hackte im Winter jeden Tag Holz und stapelte es am Haus auf, so akkurat und fein, dass es für jeden eine Freude war. Die Landwirtschaft und später die LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) gab ihnen Arbeit und Auskommen. Sie hatten keine Kinder, waren aber so glücklich miteinander, wie man es nur sein kann.  Bei der Großbauernwirtschaft der Eltern von Ingrid Hünicke ging es nach und nach alles den Krebsgang. Sie waren alt und krank und konnten den großen Hof nicht mehr bewirtschaften. Der Schwiegersohn, Robert Gaschler, war ihnen nicht willkommen und so ging alles weiter bergab, bis sie beide starben. Ingrid hatte ihr Glück gefunden und lebte mit ihrem Robert bis Gott der Herr, gelobt sei sein Name, beide zu sich nahm. Heute wohnen junge Familien in den Häusern und beleben das Dorf mit ihrem Fleiß und ihrer Arbeit.

 

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Siedlungshaus von Ingrid und Robert Gaschler in Landin


 

© Dr. Heinz-Walter Knackmuß. 01.11.2019