29-Landin-Annemarie Mewes am 01.07.2019

29. Annemarie Mewes

eine Lebensgeschichte aus Landin

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Annemarie Mewes
(*31.10.1916 –
05.02.2013)

Annemarie Mewes, geborene Friedrich, wurde am 31.10.1916 in Nennhausen geboren. Ihr Vater, Karl Friedrich, arbeitete zuerst als Postbote in Kotzen und zog mit seiner Frau Frieda Friedrich, geborene Knoop, von Kriele nach Nennhausen. Der Vater fiel im ersten Weltkrieg. Als der Vater gestorben war, zog die Mutter wieder zurück nach Kriele, denn ihr Bruder, der den elterlichen Hof übernehmen sollte, starb mit 23 Jahren. Frieda Friedrich heiratete dann ein zweites Mal ihren heimlichen Verehrer Paul Schmidt aus Damme.

 

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Frieda Schmidt
Foto von Gustav Nause
(Fotoatelier Rathenow, Bahnhofstr.32)

 

Annemarie Mewes ging in Kriele zur Schule und lernte ihren späteren Mann Kurt Mewes aus Landin kennen, der am 18.03.1906 in Landin geboren worden war.  

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Kurt Mewes aus Landin

 

 

Sie besuchte mit 21 Jahren eine Haushaltsschule in Rathenow, wo sie Kochen, Braten und Nähen lernte. Am 10. 05.1940 heiratete sie den Landwirt Kurt Mewes und zog nach Landin.

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Annemarie und Kurt Mewes
Kirchliche Trauung in Kriele
(10.05.1940)

Am 28.02.1942 wurde die Tochter Ingrid und am 06.07.1943 wurde die zweite Tochter Brigitte geboren.

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Frieda Schmidt mit ihrer Tochter Annemarie

Am 24.08.1944 wurde der Vater zum Krieg eingezogen und geriet in russische Gefangenschaft. 1947 kam er wieder nach Landin zurück und bewirtschaftete mit seiner Frau Annemarie bis 1960 den eignen Hof.

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Von links: Elfriede Müller, Annemarie Mewes, Kurt Mewes, Hilde Mewes
bei der Silberhochzeit von Betty und Karl Ast

 

Er war doch sehr geschwächt und so bleib die Hauptlast der Arbeit doch bei der Mutter. Annemarie Mewes lachte selten. Sie war eine sehr fleißige, arbeitsame Frau und ihre Hände ruhten nie. Ihr Mann Kurt war ein fröhlicher Mensch und lachte viel. Er war immer für einen Spaß zu haben. Wenn seine Frau nach einem langen Arbeitstag im Winter am Kachelofen einschlief und manchmal auch etwas schnarchte, nahm er seine Zigarre und steckte sie seiner Frau in den offenen Mund. Sie wachte dann natürlich auf und musste husten und schimpfte über ihren Mann, aber die ganze Familie wollte sich ausschütten vor Lachen. Gemeinsam gingen das Ehepaar Mewes unter Druck der Kommunisten auch in die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG-Typ I). Es gab in der DDR drei LPG-Typen. Beim Typ I bewirtschafteten die Bauern gemeinsam die Felder; das Vieh blieb aber noch in Privatbesitz. Am 31.10.1960 starb Kurt Mewes an einer Embolie nach einer Krampfaderoperation im Paracelsus-Krankenhaus Rathenow. Annemarie Mewes arbeitete nun allein auf dem Hof mit ihren Kindern.

Als die Töchter aus dem Haus waren, ging die Witwe Annemarie Mewes in die LPG Typ III.  In der LPG vom Typ III war dann alles genossenschaftliches Eigentum. Solange Hertha Brunow lebte, ging sie zu den Geburtstagsfeiern der Nachbarin und kam so ein paar Stunden aus dem ihrem Arbeitsrhythmus heraus und in Kontakt mit anderen Dorfbewohnern.

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Annemarie Mewes vor ihrem Weihnachtsbaum 1999

Sie ging auch jeden Sonntag in die Landiner Dorfkirche oder im Winter gegenüber zu Hertha Brunow in den Gastraum der „Gaststätte Muchow“, wo die Gottesdienste im Winter stattfanden. Elfriede Müller aus Landin übernahm die Aufgaben einer Kantorin und spielte auf dem alten Klavier zu den Gottesdiensten.

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Annemarie Mewes geht zum Gottesdienst

Als Annemarie Mewes 1976 das Rentenalter erreichte, arbeitete sie noch lange in der LPG mit. Sie war rüstig bis ins 90. Lebensjahr und arbeitete im Haus und Garten des eigenen Grundstückes. Plötzlich waren aber die körperlichen Kräfte erloschen. Sie legte sich ins Bett und wurde immer schwächer. Am 05.02.2013 starb sie mit 96 Jahren, hochbetagt und lebenssatt, in Landin an Altersschwäche. Richtig krank war sie eigentlich nie gewesen. Sie wurde von ihren Kindern, zwei Enkelkindern und vier Urenkeln beweint und betrauert.

 

 © Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 01.07.2019