21-Landin-Das Wehklagen im Schloss von Landin am 01.11.2018

21. Das Wehklagen im Schloss von Landin

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Landiner Schloss

Es wird berichtet, dass im Schloss in Landin in einer Ecke ein großer Findling vermauert wurde. Er war auf den Feldern in der Umgebung gefunden worden und mit einem Fuhrwerk beim Schlossbau nach Landin gekommen und wurde als Eckstein vermauert. Viele kleinere Findlinge und Feldsteine bildeten das Fundament der Schlossmauern, was einen guten Schutz gegen die aufsteigende Nässe aus der Erde war. So lebten denn die von Bredows in gutem Frieden mit allen Bauern und Lohnarbeitern in dem kleinen Landin. Das Leben wurde von den Jahreszeiten und den kirchlichen Festen diktiert. Saat und Ernte, Frost und Hitze wechselten sich ab und ließen die Jahre dahinfließen. Einmal verliebte sich ein junges adliges Fräulein in einen armen Kuhhirten. Es war eine heimliche Liebe, denn die Eltern hatten schon einen anderen standesgemäßen Bräutigam für sie ausgesucht. Aber das junge Fräulein Eleonore weinte viele Tränen über diesen Plan und konnte von ihrem geliebten Franz nicht loskommen. Als sie merkte, dass sie von Franz schwanger geworden war, wusste sie sich nicht anders zu helfen, als das Neugeborene im Keller unter dem großen Findling zu begraben. Sie musste dann wirklich einen adligen Cousin aus Görne heiraten und bekam noch viele Kinder. Die Trauer um ihren Geliebten und um das unschuldige Erstgeborene blieb aber ihr ganzes Leben lang erhalten. Sie vergoss viele Träne über ihr grausames Schicksal und beweinte oft ihr totes Kind unter dem Stein. Als Eleonore gestorben war, vernahmen die Menschen im Schloss ein leises Wimmern und konnten die Ursache nicht finden. Auch in den Häusern um das Schloss war dieses Wehklagen zu hören. Man forschte nach der Ursache, aber es ließ sich nichts Ungewöhnliches im Schloss entdecken. Das Wimmern und Wehklagen ließ nach einer gewissen Zeit wieder nach. Aber jedes Mal, wenn ein Mensch im Schloss im Sterben lag, ertönte das Wimmern und Wehklagen erneut. Es kam, so hatten die Bewohner herausgefunden, von dem großen Findling in der Ecke. So ging es viele Jahre bis 1945 das Schloss zerstört wurde. Seither hat niemand mehr davon gehört.

 

© Dr. Heinz-Walter Knackmuss 01.11.2018