20-Landin-Eine Silberhochzeit in Landin am 01.10.2018

Eine Silberhochzeit in Landin

 

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Silberhochzeitgesellschaft  Anna und Arnold Brunow
am 03.10.1924 in Landin

 

Arnold Emil Gustav Brunow und seine Frau Anna Pauline Luise Muchow hatten sich am 03.10.1899 in der Dorfkirche Landin das Jawort gegeben. Anna Brunow war die Tochter des Gastwirtes Ferdinand Muchow in Landin. Natürlich hatte sich der Vater von Anna Brunow, es sich nicht nehmen lassen, die Hochzeit seiner Tochter in seinem Restaurant zur Erholung in Landin auszurichten.  25 Jahre später feierte das Paar am 03.10.1924 seine Silberne Hochzeit in Landin.  Anna Brunow war mit ihrem Mann nach der Hochzeit 1899 nach Berlin gezogen, wo Arnold Brunow als Straßenbahnführer arbeitete. Sie hatten eine Wohnung in der Holzmarktstraße 10 und wohnten in der Nähe vom Alexanderplatz, was für die Familie ziemlich bequem war

Die Silberhochzeit wurde natürlich wieder in Landin gefeiert. Die Geschwister von Anna Brunow waren bei der Feier dabei. Ihr Bruder Max Muchow mit seiner Frau Hedwig und ihre Schwester Betty Ebel, geborene Muchow, mit ihrem Mann Max. Der Pfarrer hatte die Segnung des Jubelpaares im Hause vorgenommen und hatte eine kleine Andacht mit der Hochzeitsgesellschaft gefeiert. Der Silberbräutigam hatte auch ein schönes Gedicht für seine Frau geschrieben:

 

           Der Bäutigam an seine Braut

Zwei Bächlein von den Bergen fließen,

geht jedes seine eigne Bahn,

bis Schöpfermächte es beschließen,

dass sie gemeinsam sich ergießen,
ziehn Hand in Hand zum Ozean.

 

Als ich in Deiner Jugend Prangen,
mein Schatz, Dich sah so hold und fein,
trieb mich ein still und stark Verlangen,
bin diesem Ziel nur nachgegangen,
dass Du für immer wärest mein.

 

Dem Mann halfst Du das Glück dann schmieden,
des Hauses Zierde warst Du mir.
Du bist die Ruh, Du bist der Frieden,
Du bist vom Himmel mir beschieden;
mein Silberschatz, wie dank ich Dir.

 

Mit jedem der fünfundzwanzig Jahre
hat ich Dich immer lieber noch.
Legt man mich einst auf eine Bahre,
ich bin gewiss, dass ich erfahre
eine Wiedersehen droben doch.

 

Komm Tod, wir warten Dein mit Frieden,
schließ ab den flücht´gen Lebenslauf;
schließ auf, was droben uns beschieden,
wozu wir reiften nur hinieden.
Die Liebe höret nimmer auf.

 

 

Zum Mittagessen wurde ein Silberhochzeitsgeschirr verwendet. Dieses Geschirr wurde extra zur Silberhochzeit hergestellt und das erste Mal benutzt. Das Menu war dem Festtag angemessen. Nach der kirchlichen Zeremonie wurde die Suppe kredenzt, die aus einer herzhafte Rindfleischbrühe mit Möhren und Zwiebeln bestand. Als nächster Gang wurde ein Eiersalat in einer Pastetenteigummantelung serviert. Und dann folgte ein Entenbraten mit Rotkohl und Kartoffelklößen. Als Nachtisch gab es Mirabellenkompott mit Sahne. Dazu wurde Moselwein getrunken oder Bier.

 

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Anna und Arnold Brunow
als Silberhochzeitspaar

 

Der Familie war ja nicht arm. So eine kleine Gastwirtschaft und ein bisschen Land und Wiesen dazu, wo die Landwirtschaft gedieh, brachte doch mehr ein, als man zum Leben brauchte. Es gab ja auch im ganzen Dorf keine Konkurrenz und so gehörte Gaststättenbetreiber doch zur Oberschicht im Dorf, nur übertrumpft von ein paar Bauern im Ort. Nach dem Mittagessen wurden alle eingeladen den Garten zu besehen und in den Ställen das Vieh zu begutachten. Es standen zwei Pferde, sieben Kühe und drei Schweine im Stall vom Federvieh gar nicht zu reden. Dann fanden sich alle wieder zur Kaffeetafel ein. Die Hausfrauen hatten drei Kuchen gebacken, Bienenstich, Streusselkuchen und Apfeltorte. Die Apfeltorte war zuerst alle, denn sie wurde wegen des säuerlichen Geschmacks besonders geschätzt. Das Silberhochzeitsgeschirr war extra zur Silberhochzeit aus feinem Porzellan hergestellt worden.

 

 

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Auf der Kaffeekanne stand „Zur Silberhochzeit“ und auf den Kuchentellern auch. Jeder Kuchenteller waren mit dem gleichen Spruch verziert:

Es mög wie Silber

Hell und rein

Der Abend Eures
Lebens sein.

Zum Abendessen hatte die Hausfrau einen großen Topf Gulaschsuppe gekocht. Dazu gab es Butter und Brot und eine Käseplatte. Es war ja Herbst und die Weintrauben, Äpfel und Birnen waren reif und wurden den Gästen auf großen Obstschalen angeboten. Die „Gute Luise“ wuchs im Muchowschen Garten und war immer im Oktober reif, was natürlich für die kleine Feier gerade recht kam. Ein großer Korb mit den Birnen stand neben dem Esstisch auf einem Stuhl und die Gäste bedienten sich reichlich davon, auch wenn sie am nächsten Tag, manche auch schon nach Stunden, die durchschlagende Wirkung bemerkten.

Das Silberpaar hatte auch Musikanten bestellt und so wurde auch getanzt und die Gäste staunten nicht schlecht, wie der Silberbräutigam mit der Silberbraut Polka tanzte. Es wurde viel erzählt von alten Zeiten und vom Kaiser, den es nicht mehr gab, von den Nachbarn und den Schicksalen, die ein jeder so erleben musste. Es gab auch Gäste dabei, die ununterbrochen

Witze erzählten, so dass die Gesellschaft aus dem Lachen gar nicht mehr herauskam. Gegen dreiundzwanzig Uhr neigte sich die Silberhochzeit aber dann doch dem Ende zu. Man verabschiedete die Nachbarn, räumte noch etwas auf und um Mitternacht lag das ganze Haus und seine Gäste schon in tiefem Schlaf.

 

© Dr. Heinz-Walter Knackmuß 01.10.2018