10-Landin-Weihnachten in Landin am 01.12.2017

Ein Weihnachtsfest in Landin

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Weihnachten 1963 in Landin

Von links: Hedwig Muchow, Lenchen Lüpke, Brigitte Wegwerth, Hertha Brunow

 

Ein Weihnachtsfest bei Hedwig Muchow in Landin war immer ein sehr inniges Fest mit Besuch der Verwandten im Haus. Lene aus Spaatz war da und half im Haushalt mit. Die Gottesdienste waren 1963 in der Gaststube Muchow sowohl am Heiligen Abend als auch an den Feiertagen. Der Förster Hans Babucke hatte im Advent einen Tannenbaum über den Hofzaun geworfen. Der Baum wurde am 23.12. in den Ständer gestellt und der Weihnachtsschmuck vom Boden geholt. Es wurde Kuchen gebacken, eine Gans geschlachtet und Grünkohl im Garten geerntet. Am Heiligabend wurde der Weihnachtsbaum geschmückt, die Gans gebraten, der Grünkohl gewaschen und zubereitet. Nach der Christvesper am Heiligen Abend setzten sich alle Hausbewohner und ihre Gäste unter den Weihnachtsbaum. Es gab Kartoffelsalat und Würstchen und ein Glas Glühwein. Dann wurde die Kerzen am Weihnachtsbaum angezündet und Hertha Brunow las eine Geschichte aus einem Weihnachtsbuch vor. Es wurden auch Weihnachtslieder gesungen und zum Schluss die Geschenke ausgepackt. Die Weihnachtskekse und anderes Weihnachtsgebäck standen auf dem Tisch und es durften die Apfelsinen nicht fehlen, die es nur zu Weihnachten zu kaufen gab. Es waren kleine und große Geschenke unter dem Weihnachtsbaum gelegt worden, meistens Strümpfe, selbstgestrickte Handschuhe, Pullover und andere Sachen, die man im Winter nötig hatte. Gegen Mitternacht wurden die Kerzen gelöscht, das Geschirr in die Küche gebracht und alles gleich abgewaschen und dann schlief das ganze Haus in den 1.Weihnachtstag hinein. Am Morgen des Weihnachtsfestes wurde die Gaststube nach dem Frühstück schon wieder für den Weihnachtsgottesdienst hergerichtet, denn die Landiner kamen pünktlich um 11:00 Uhr zum Gottesdienst. Elfriede Müller aus Kriele spielte die alten Weihnachtslieder auf dem Klavier und der Pfarrer verkündete die Botschaft von der Geburt Jesus Christus auch den Landinern zum ewigen Heil. Wenn sich die Menschen verlaufen hatten, ging es in die Küche, wo die Klöße bereitet wurden, die fertig gebratene Gans noch einmal in den Ofen kam und der Grünkohl langsam erwärmt wurde. Bei der Festtafel, wo es zur Feier des Tages und nach dem Tischgebet ein Glas Wein gab, wurden lustige Geschichten aus alten Zeiten erzählt. Die Alten wussten zu berichten, dass sie früher die Geschenke immer erst am 1. Weihnachtstag bekamen, aber das war lange her. Nach dem Birnenkompott gab es noch den Abwasch und dann legte sich alles zur Mittagruhe, ehe der Kaffeeduft die Menschen zu Kaffee und Kuchen rief. Der Kaffee war knapp und deshalb gab es nur sonntags Bohnenkaffee und natürlich zu den Feiertagen. Marmorkuchen und selbstgebackene Pfirsichtorte wurden dazu gereicht. Zu den Weihnachtstagen wird es ja immer früh dunkel und so erzählte man bis zur Abendmahlzeit Geschichten aus dem Dorf und aus dem Leben. Nach dem Abendessen spielte Hertha Brunow und ihre Gäste Rommé oder Canasta. Nur Hedwig Muchow wollte da nicht mitmachen. Für sie war Kartenspiel Teufelszeug. Sie kümmerte sich derweil um die Wirtschaft und räumte alles auf. Am 2. Feiertag, wenn denn mal zu Weihnachten Schnee lag, wurden die Pferde angespannt und alle Kinder und Erwachsene zu einer Schlittenpartie eingeladen. 20- 30 Schlitten fuhren dann ein paar Stunden durch die weiße Winterlandschaft zur Freude der Kinder, die diese Schlittenfahrten nie vergaßen.

 

© Dr. Heinz-Walter Knackmuß 01.12.2017