57. Refo oder Revu im Himmel von Günter Thonke 06.04.2011

5

Die Freigänger machen sich immer seltener auf den Weg. Nach zwei Generationen „Mensch“ ist auch im Himmel nichts mehr wie es war. Die Sprünge der Möglichkeiten schufen auch hier neue Bedingungen, seit auf Erden die himmlischen Möglichkeiten des Erkennens geheimdienstlich genutzt werden. Wie sind die dort unten nur auf unsere Schliche gekommen ? War die Leine, an der wir die Menschen wandeln ließen zu lang gewesen, das sie wie ein Selbsttor wirkt? Hier oben sind wir auch nicht fehlerfrei, eben nur gewesene Menschen unter göttlicher Aufsicht. Außer uns sind hier auch die gewesenen Gottheiten, etwas aufpoliert, aber unter ständiger Kontrolle. Fast wie bei alternden Politikern in den Landen unten, um das „they never come back“ zu bewahren und lange zu mächtigen. Nichts ist beständiger als der Wandel, auch im Himmel. Nach dem zweiten Weltkrieg hieß es demokratisch zu wandeln und die Newcomer der letzten Jahrzehnte schleppten es langsam hier ein. So kam man zu den heutigen Problemen mit den Wandelversuchen durch Reformen und Revolutionen. Mit der alten Himmelspolizei bekam man alles immer in den Griff, aber die hiesige Bürokratie war klug genug noch, langsam darüber nach zu denken, wie sie ihre Positionen erhalten könne. So wurden aus den ehemaligen Wolken - buden Einzelzimmer und Doppelzimmer für Ehepaare ersten Males und Vorzimmern, in denen Zweit- und Mehrgatten und Gattinen sich frohlocken können. Kinder kamen in den Garten und von neuen Nach- wuchs gab es nicht, denn bei allen Engel gewordenen war Sex tabu. Durch die vielen so alt gewordenen, kam niemand mit Erinnerungen. Dadurch war ein Menschheitsproblem keines mehr. Auf Erden waren die Alten das Problem mit ihrer Rentenerwartung, die nun schon im Schulalter beginnt und ein Arbeitsleben meiden gar überspringen will. Doch wie schon immer läuft es im wahren Leben anders, aber auch danach im Himmel oder anderswo wird es nicht anders sein. Immer heißt es, sich Gedanken zu machen über die Kinder, die Alten, die Firma, Freunde und Nachbarn im Guten und über uns machen sich die Erwählten ihre Gedanken in der Politik. Die wissen jeden Steg herein, mit dem heraus aus dem Schlamassel sieht es Rautig und kaum Stinkefingrig aus, im Himmel englisch. Was hat sich beim Petrus als Himmelswächter in den letzten Jahrzehnten getan? Er währte sich mit Händen und Füßen gegen die Entmachtung als Pförtner, doch fehlte ihm das Niveau zur Computertechnik und Speicherung der Daten Erscheinender, dass mancher hier landete, der Sündenvoll in den Keller gehörte. Die Gerechtigkeit wies immer mehr Lücken auf. Reformatisch kam es zur Umbildung der Himmelsregierung. Nachdem ein Stellvertreter aus Deutschland seinen Posten aufgab, haben hier eine Protestantin und ein Zweifrauen Pastor das Meinen und Sagen. Das ist zwar südlich und westlich gewöhnungsbedürftig, doch solange es nicht ans Eingemachte geht noch aushaltbar. Im Himmel wurde sich schon ans Neue gewöhnt. Die Frauen haben sich hier oben längst verwirklicht als Engel. Den Männern ging die Puste aus, selbst in der Himmelswirtschaft und den Banken ging man neue Wege. Metallgeld war out; nur Plastik – speicherkarten gab es, die monatlich geladen wurden mit einem für alle gleichen Betrag, praktisch Neokommunistisch paradiesisch. Nur sind die Monate zu lang für diese Sterntalermoneten, dass begriffen wird, woher der Name Moneten kam. So war`s schon immer im Leben gewesen. Auch hier werden nicht alle Wünsche erfüllt! Zur Himmelsetataufbesserung werden wenige Sterntaler noch geprägt für Sammelwütige Geister, die es nicht lassen können. Die haben es mit ihren Plastikkarten teuer zu zahlen und müssen ihren Schatz teuer überwachen. Der ist zwar kein Zahlungsmittel hier, wird besteuert und vor Wut lässt manch fast Heiliger seine Sterntaler aus den Wolken fallen, um dann doch noch ein Gutmensch gewesen zu sein. Auf Erden gibt es so viele Kinder mit zu kurzen Hemden, die darauf hoffen einmal einen Sterntaler damit aufzufangen. Es wäre aber eine der letzten Hoffnungen! Ansonsten war es mit der Wolkenbudengenossenschaft vorbei. Nur wenige kamen nur zu einer sie befriedigenden Unterbringung wie schon erwähnt und teure Himmelsmiete kostete es in den Hochkumuluswolken. Es gab dort allen Komfort, doch wo es keinen Dreck gibt, ist baden und waschen kaum nötig. Der teure Wasserverbrauch wurde gemieden und um die Produktion auszulasten, regnete es oft bedeutend mehr, dass die da unten den Kanal voll hatten und mehr als nur nasse Füße bekamen. Das wurde als Klimawandel erkannt und die Wirkung bei sich gesucht, obwohl die Ursache hier oben lag. Und immer denkt der Mensch in seinen Wahnen, erst hier oben kann er ahnen. Vor vielen Fragen stand man bei der Himmelsreformation: Sollen die Geister auf dem Himmelsland, an Milchstraßen, in Ballungsräumen wohnen, dürfen sie verkehren im Hoch oder Tief mit der Geisterbahn, Luftschiffen und gibt auf dem Himmelsozean Kreuz- und Querfahrten wie eine Aida? Und wer soll das bezahlen? Die schon ganz alten Geister wollen ihre Ruhe haben und es erfreut sie, wenn sich Newcomer um sie kümmern. Ihre Neugier wuchs mit der Zeit. Ein halbes Jahrhundert wurde nichts begriffen, was Sünde und Vergebung bedeuten bis gewendet wurde. Das stellte vieles auf den Kopf, war für viele Mächtige ein Selbsttor und wurde vorüber- gehend Spielentscheidend, scheint aber ein Naturgesetz zu sein. Mit Naturgesetzen haben selbst Götter ihre Probleme und setzen diese dann außer Kraft, verändern sie zu Fallen, wovon die Dinos ein Lied singen konnten. Den Lemmlingen und Menschen kann es auch noch so gehen, wenn es „ihm“ langt. Die es schon bis oben geschafft haben, die träfe es nicht, doch das Drama bekämen sie mit und wären traurig um das Schicksal ihrer Brut, die aber umgehend an die Himmelstore klopfen würde, so wie alle Welt an die Europas. Die Frage wäre zwar, wo es enger würde. Bei uns oder bei denen im Keller? Doch wie alles kommt, kommt es sowieso, - wer immer meint, daran drehen zu können ohne es zu dürfen! Die Uralten Geister , die schon Jahrzehnte auf das Neueste von Erden  Warten, stellen fest, dass nicht nur sie einst etwas los machten, was gebunden schien und deren geistern nicht gewachsen waren und das, was man Schicksal nannte seinen Lauf nahm und kamen zur Erkennt- nis, dass nach ihnen nur alles anders falsch lief. Dabei ging ihnen kein Licht auf, es könne auch am Standpunkt liegen. Durch die auslaufenden Heutigen kommen neue Sichten auf das große Ganze ins Jenseits. Von der Weisheit letzten Schluss kann keine Rede sein. Das wurde schon begriffen. Es umzusetzen fehlt noch die Macht. Wie bei den Reformen, gibt es bei Revolutionen auch der Möglich - keiten viele. Religiöse, Sozialistische, Rassistische, Diktatorische sind die Gegengewichte der Demokratie, die sich darum ehrlich um sich selbst kümmern sollte , es zu sein und werden. Auf dem Himmelsland kann die Natur in allen Ursprüngen genossen werden im Sinne des Wortes, aber in grün. Die kriegen zwar dort nicht alles mit, sind auf ihre Art selig, bis das Wasser und die Wölfe vor der Tür stehen und sie auf eine feste Burg hoffen. Anders die Seelen in den Himmelshochhäusern. Die kennen sich kaum und trauen sich nicht, haben aber Blickkontakte zu dem einst weiblichen Geschlecht, wissen aber nicht mehr warum! Da kommen leichter revolutionäre Gedanken und Suche nach Wegen. In Himmel und Hölle gibt es aber keine Ab- und Seitenwege mehr, wie die einst für Chef`s und Sekretärinnen mit den Seitensprüngen, - was für manchen Teufel oder Engel ein todeslänglich ist. Die größten Spinner wären für eine verkehrte Welt. Sie meinen, das Leben müsse mit dem Tod beginnen und rückwärts bis zur Geburt erst enden, - möglichst langsam, um die schon vorhandene Erfahrung erfolgreich umsetzen zu können. Das würde der Ehe, dem Liebesleben, den Kindern von Nutzen sein. Der Wirtschaft würde es dienen, die Ausbildung wäre schon gekonnt und die Lehrer könnten einem nichts mehr vormachen, es sei, sie wären auch schon umgepolt. Als Kleinkind würde man zu den altklugen Kindern zählen, nur mit der Geburt müsste noch nach einer Lösung gesucht werden. Neue Gedanken brauchen ihre Zeit. Die meisten scheitern. Das liegt immer an den anderen, den Beharrern. Erst am Ende begreifen diese, was sie davon haben. Ein Ende beginnt immer vor einem Anfang, doch bleibe jeder auf seine Art anständig! Der Freigang der Seelen zum Geistern auf Erden wurde abgeschafft.  Das hatte auch sein Gutes. Nachgewachsenen juckte es nicht mehr. Vererbtes war bereits verjubelt worden. Man hatte mehr erwartet. Zu kurz gekommene gossen ohnehin nicht, - das blieb dem Herrn.

 

Copyright: Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 06.04.2011