46. Zeitlebens von Günter Thonke am 06.04.2011

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Wir Alten mit noch reichendem Konto drücken die Bänke, wo wir in der Stadt noch eine finden und betrachten uns als die Bankherren.

Die Themen zur Zeit gehen uns nie aus, das heißt. „Wir meinen uns noch geistig rege!“

Beim Schaltjahr-Kaltjahrwetter suchen wir das Treffen im Heimat – museumsförderverein an jeden 2. Mittwoch neben der Altstädtischen Apotheke auf, wo wir die Stadtgespräche von früher bis heute führen.

Wir sind da oft je öller je döller zu vielen Themen und freuen uns über jeden Jüngeren in der Runde. Da kam nun die Frage, warum im Alter die Zeit schneller liefe als in jungen Jahren und ein logischer Erkenntnisschluss. Als Zehnjähriger macht jedes Lebensjahr ein Zehntel des Daseins aus, bei einem Achtzigjährigen ist es ein Achtzigstel aus der Sicht der Person, der es so vorkommt.

Ein Jahr aber ist und bleibt ein Jahr in kaum schwankender Zeitlänge.

Das Tempo wandelt sich im Leben und so man dabei noch mithalten kann, speist man seine körperlichen und geistigen Zellen. Zwackt es mal hier und da, so hilft das „Handdaraufhalten“ und jeder Stauung löst sich auf oder findet eine Umleitung wie beim Verkehr.

Wenn es nicht mehr hilft, kommt es zum ruhenden Verkehr mit dem „Begossenwerden!“ – So wird alles seine Zeit haben, die einst durch das Läuten von Glocken und dann über Taschen -, Hand – und auch Kuckucksuhren gemessen wird und wurde. Ganz genau schafft es die Atomuhr und das funkgesteuert bis auf die Nachttische. In Wust gibt es noch eine große Sanduhr in der Kirche, womit auf königliche Anordnung die Länge der Predigt bestimmt wurde. Doch jede Sand - uhr leidet auch an sich selbst, das heißt sie wird ungenau, weil sich die Körner aneinander reiben und auch die Enge minimal größer und somit über Generationen die Predigten kürzer werden und der Fülle des Gotteshauses entsprechen. Das nennt man Ursache und Wirkung.

Mit den Gedächtnissen der Alten kommen untrainiert ihre Probleme.

Sie bekommen immer weniger Bekannte zu sehen und wenn, so hapert es am Namen. Scheinbar ist der Speicher dafür im Gehirn übervoll, doch lässt sich nicht Überflüssiges wie im PC löschen. So man in der Nacht dann die Taste dafür im Kopfnervensystem findet, geschieht das Wunder der Erkenntnis der Wiederfindung.

 

Also heißt es stets auf dem Damm zu blieben und sich nicht hängen zu lassen. Da helfen Hobbys jeder Art, vom Garten bis zum PC und dem Kümmern um freilaufende Schönheiten. Viele brachten so zur Vollendung auf den Gebieten, während andere sich den Künsten widmeten, vom Pinsel bis zur Musik.

Dabei ist das Festhalten von Terminen wesentlich.

Dabei hilft der Küchenkalender der Gattin, die dann aber auch die Marschbefehle erteilt. Man macht sich auf den Weg und vergisst oft, wo wollte ich denn hin, aber solange es doch wieder einrastet, kann man sagen, noch habe ich das Vergessen nicht vergessen. So ist es beim Vorhin, das von Früher sitzt immer fester und macht sich in uns breit. Selbst vergessene Sünden tauchen wieder auf, nur von einem Konto in der Schweiz fällt mir nichts ein !

So wird durch die Zeit gedümpelt und sich über Dinge erregt, die wir erkannt haben, was den Erkannten aber nicht passt. Am liebsten ließe man uns Alte mit unserer spontanen Vermehrung gar nicht mehr wählen, fürchtet aber es könnten auch die Piraten oder „Oberste Verfassungsrichter“ sein, die ihnen Europa vermasseln.

Es gibt sie noch, die Bürger die eine eigene Meinung haben.

Besonders die sie über Jahrzehnte stapeln konnten und hofften ihr Lehrgeld einmal anzulegen, aber wieder mitkriegen, das der Euro das Wandern kriegt. Den zieht es gen Süden, der Sonne entgegen. Dabei kommt der Klimawandel zu den Polen, die schneller tauen als sie können. Da wird nur das Anpassen helfen können; - viele Menschen werden sich einen Kahn als kleine Noahs an die Haustür binden, notfalls tut es ein knallrotes Gummiboot oder sich wieder auf die noch ungefällten Bäume zu begeben, weil die Eisbären vielleicht wieder auf Braunbär machen, um ihr Leben zu retten.

Doch schon immer kam es anders als gedacht auf Erden.

Über das Warum wird philosophiert von Leuten, die jeden Steg rein wissen, aber mit dem Heraus ihr Problem haben. Solche selbst ernannten Eliten fürchten uns altes Volk wie das Weihwasser und haben im Hinterkopf den Big-Ben, aber fürchtend, es könnte zum Selbsttor führen, zu einem Ent-„Blatter“n !

 

Copyright: Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 06.04.2011