44. Die feuerige Caroline von Günter Thonek am 06.04.2011

Zwischen der Napoleonzeit und Versailles hatten die Deutschen keinen Kaiser. Die Jugend liebte sich trotz alledem auf ihre Art. Die Leibeigenschaft war abgeschafft worden und nach der Revolution Anno 1848 wurde weiter auf eine liberalere Zeit gehofft, nur machte diese immer zwei Schritte vor und einen zurück. In Schollene an der unteren Havel war dies alles sehr weit weg und die Uhren gingen dort immer schon etwas langsamer. Ein Jungbauer von prächtiger Gestalt mit einem großen Hof und Kantor`s Tochter, nicht von schlechten Eltern, turtelten miteinander und wohl auch mehr. Als die Folgen sichtbar wurden, ließ er sie im Regen stehen, denn Vorliebe zähle nicht. Geheiratet hat er eine Maid aus Molkenberg, wo sie die Hacken vorne haben, doch das ist eine andere Geschichte. In seiner Hochzeitsnacht läuteten die Sturmglocken. Des Bauern Scheune mit der neuen Ernte brannte lichterloh.

Die Kriminalen fanden schnell die Täterin. Nach der Geburt des „unechten“ Knaben, wie es das Kirchen- buch vermerkt, musste die junge Mutter ein Jahr ins Spinnhaus nach Spandau. Das Mitleid aller weiblichen Wesen des Ortes begleitete sie. Der Galan aber hatte keine Kinder aus seiner Ehe.

Er verletzte sich beim Pflügen und achtete der Wunde nicht. Der Starrkrampf holte sich sein Opfer.

Die junge Witwe ehelichte nach Jahr und Tag nun ihre Jugendliebe. Sie hatte bald die Stube voller Kinder.

Die feurige Caroline kam nie wieder nach Schollene. Ihr Vater verstarb voller Gram. Die Oma erzog und versorgte den Knaben bis an ihr Ende.