40. Ein gewitzter Hund und mehr von Günter Thonke am 06.04.2011

Ein gewitzter Hund und mehr. Die zum Osterfest gebauten Nester im Garten waren alle leer gewesen. Die Müllerin hatte dort die Zucker- und Schokoladensachen versteckt gehabt. Der alte Murphy, der im Hause sein Gnadenbrot hatte und nicht mit den Bremer Stadtmusikanten in die Welt ziehen musste, hatte Witterunge aufgenommen gehabt. Auch alte Hunde werden immer naschhafter. Er hatte sich ein frohes Fest gemacht gehabt. Zwischen Verstecken, Suchen und Finden und dem Nicht- kriegenlassen liegen oft nur wenige Augenblicke. Alte Hunde sind gewitzt und klug! Die Kinder sollten auf der Schiefertafel acht Dingworte schreiben. Herbert hatte nur eines darauf. „Wo sind denn die anderen sieben Dingworte? Wusstest du keine?“- „Die stehen alle darunter“, war Herberts Antwort. Sollte ein Kasper gemalt werden, so zeichnete er einen Koffer und sagte, der Kasper wäre da drin. Seiner Logik entwaffnete.

Ein anderes mal hatten die verflixten Bengels doch Vogelnester ausnehmen wollen, um einen Raben zu fangen, dem sie das Sprechen beibringen wollten. Sie selbst kriegen in der Schule oft das Maul nicht auf., aber buten ist immer schon besser west as binnen. Der Lehrer fragte dreistemang wer dabei gewesen wäre und ging nach langem Anschweigen auf Herbert zu. „Nun sage doch wie viel Eier sind im Nest gewesen?“ „Doar kann nix inwest sin, ik het se schon utnomm harret!“ Der alte Opa suchte seine Zähne verzweifelt. Wenn er in den Krug oder ins Dorf ging war er immer korrekt angezogen. Dazu gehörten auch seine Dritten. Daheim hatten die immer Urlaub und wurden gespart, damit sie länger halten sollten. Da kaute er auf der Felge. Der Herbert musste die nun unbedingt untersuchen und hatte sie auf dem Hauklotz zerschlagen, um zu sehen, ob sie auch Wurzeln hätten. Sie hatten keine. Dann hatte er mit schlechtem Gewissen alle unter dem Rand des Brunnens für später versteckt, falls er einmal ein Opa werde und sie im Alter einmal benötige. Dem Opa aber blieben für den Rest seiner Zeit nur die Felgen, denn neue Zähne lohnten nicht mehr. Die anderen alten Leute im Dorfe sabberten schon ewig. Denen schloss er sich an. Als Frisör übten sich die Kinder , wie wohl auch anderwärts.

Da ging es wie im richtigen Leben von Stufe zu Stufe. Der Großvater Altmüller Müller sprach von Lausechausseen. Der alte Kantor wurde durch einen jungen ersetzt, der einen neuen scharfen Wind durch das Schulhaus blasen ließ. Das passte dem Herbert nicht. Doch schnell wurde der Neue von einer Dorf- schönen geangelt, die einst selbst ihre liebe Not mit der Schule gehabt hatte. Das merkt der Kantor sicher erst, so seine Brut die Schulbank drücken wird und er dann seinen Trost im Krug sucht. Kanters Kinder ,Pasters Vieh, gedeihen selten oder nie. So meinte es einst der Volksmund. Für die Hochzeit hatten die Kinder für ein Geschenk gesammelt. Herbert hatte einen Groschen und einen Sechser beigesteuert gehabt.

Als er vor den Ferien noch das gelbe lange Rohr zu spüren bekam und er sich keiner Schuld bewusst war, weil er die Schularbeiten vergess- en hatte wegen des Stutenreitens zum Hengst, wovon der Neue Kantor überhaupt nichts verstand! - Und der wollte heiraten? – Nun verlangte Herbert von der Schulältesten, die schon zwei Ehrenrunden hinter sich hatte und bald als fast Verlobte konfirmiert werden würde, seinen Anteil mit Zinsen zurück. „Ich bekomme zwei Groschen, der Sechser mehr sind die fünf Prozent Zinsen von den fünfzehn Pfennigen, die ich eingezahlt hatte!“ Der Lore mit der langen Schulzeit ging kein Seifensieder auf. Sie rückte verständnisvoll das Geforderte heraus. Der Amtmann fragte, wo er in der Schule säße und erhielt die altkluge Antwort:„Wenn ich einen rauf komme, bin ich Vorletzter!“

Dem Apotheker des Marktfleckens war er auch gut bekannt wegen seiner Altklugheit. Fragte er nach Insektenpulver gegen Flöhe und der Provisor fragte für wie viel, sagte Herbert, er habe sie nicht gezählt

 

Copyright: Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 06.04.2011