39. Ein Nesthocker von Günter Thonke am 06.04.2011

Ein Nesthocker war auch der Erbe des Heiningerhofes. Der Reini drückte schon das achte Jahr die Schulbank bei den Anfängern und als neuer Lehrer meinte er doch einmal auf dem Hofe vorzusprechen. Der Bauer war ein Eigenbrödler und fuhr gerade mit dem Sohn durch das Tor auf seinen Hof, wo ansonsten die Tür und das Tor immer verschlossen waren. In den Krug ging er selten. Der Handelsjude Abraham grüßte ihn nur von weiten. „Der Mann ist mir über. Mit dem ist nicht ins Geschäft zu kommen. Das kostet mich Kopf und Kragen. Vom Verlust kann ich nicht leben.“ Seine Frau hatte der Bauer Heininger stets fest im Auge. „Et gefft to ville Winhunne un Frunslüt tratschen to ville!“ Nun wollte sich der Schulmeister dort gern Gehör verschaffen. „Unse Reini is een leev Jong. Dat he nich rechen kann, dat mokt niks. Wotu Zoolen un Brücke? Wie hem de Finger un nur volle Schäpel bi Tüften un Korn. All min Lebtach het et bi mi langt un taut lesen hemm wi ok keen Tid. Wat is, dat vertelln us de annern. De Pfaff lest ut de Bibel un de erste Stroph vonne Leeder brumm wi mit! Een Breff schremm, - wo tau? Die wi kenn`, die seggen wi det!  Un Eennomen uffschrem? Wejn de Stüür?- Nech I! Ihr Reini sei ein guter Junge , wagte die Bäuerin sich einzumischen. „Nur , itz issa hinner de Deerns her!“ - „Da ist es wohl mehr als an der Zeit ihn zu konfirmieren. Da könnte er ja zeitig eine tüchtiger Bäuerin freien!“ – „Potztusend“, schlägt da der Bauer auf den Tisch. „Klook sin wi all allene, - dee bruk wi nich! Ass all ik dat soagen hob, mok wi so wida. Unt Schulte wulln wi nich wern!“

 

Copyright: Dr. Heinz-Walter knackmuß, 06.04.2011