36. Die Se(h)-Blicker von Günter Thonke am 06.04.2011

Die See(h)-Blicker.

 

Eine Seemeile vor der Stadt durch Wald und Flur, da liegt ein herrlicher See. Der streckt sich von Ost nach West und hat einen Zulauf vom Norden vom Witzkersee mit seinem Havelländischen Hauptkanal und an all diesem Gewässer liegen Dörfer mit ihren Kirchtürmen in paradiesischer Landschaft. Die hier Lebenden und die Gäste die herkommen erleben das Paradies zu jeder Jahreszeit!

Beruhigend wirkt die Wasserfläche an stillen Tagen auf das Gemüt, selbst die Sonne spiegelt ihr Antlitz und die Tierwelt, die da kreucht und fleucht, erfreut sich ihres Daseins. Jede Jahreszeit hat ihren Reiz, wenn die Stürme toben, die Winde säuseln, die Wolken ziehen, der Nebel über dem Wasser liegt und an kalten Wintertagen das Eis knirscht und zum Holländern die Jugend ruft, gar manch einen Alten, der noch nicht steif geworden war! Die Fischerhütte ist eine der vielen neuen Gaststätten im Dorfe, welche sich zuerst gemausert hatte und die Zeichen der Zeit begriff. Direkt am Wasser gelegen mit Blick zum See von der Terrasse bei Sonnenschein und bei jeglichem anderen Wetter vom Prostituiertenfenster, wie wir beide alten Zausel den Tisch dort getauft haben, den auch die Liebesdienerinnen vom Loch neunzehn am Golfplatz lieben. Dann ziehen wir uns zur Theke zurück, denn denen wären wir nicht mehr oder doch noch gewachsen? Mein Freund hat das traurige Los eines Witwers gezogen. Er wäre ja zum Freizügigkeitsverkehr zuge- lassen. Icke habe da Sperre und erteile nur gute Ratschläge, helfe gerne mit dummen Rede als einer der hier am Orte gebliebenen Leute. Von der Sorte gibt es wenige und so werde ich oft gefragt von denen, die hier eine neue Heimat gefunden haben und von denen, die nach soviel vergangener Geschichte und Geschichten wieder zu ihren Wurzeln gekommen sind. Aber auch heimatlose aus der Not heraus und Wohlstandsbürge auf der Flucht aus der Großstadt fanden in der paradiesischen märkischen Landschaft Auskommen und Ruhe.

 

Copyright: Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 06.04.2011