30. Kater Podolski´s Vogelschar von Günter Thonke 06.04.2011

Der Göttergatte war ein Engel oder Teufel geworden oder hatte seine ewige Ruhe im Nirwana gefunden. Zu seinen Lebzeiten hatte er dem Kater des Herrn Podolski, der sich zu gern auf dem Fensterbrett seiner Parterrewohnung sonnte, um die Spatzenschar im Gesträuch im Auge zu haben, auf die Sprünge geholfen. Es war nicht wegen des Katers, sondern weil sein Herrchen einst seiner Gattin den Hof gemacht hatte. Der hatte aber immer verhältnismäßig viele Verhältnisse zu laufen gehabt. Nun haben alle drei ihre Ruhe. Der Kater hatte sein Personal im Griff in der Sonne auf dem Fensterbrett und die Witwe durfte nun ungefragt ihre Reisewünschen frönen. Sie hatte schon vier Harz-Fahrten hinter sich. Von einer brachte sie keinen teuren Harzerroller, sondern einen Wellensittich mit heim. Im Schwarzwald hatte es ihr eine Kuckucksuhr angetan. Der Hansi tirilierte nicht und schwieg sie an, aber den stündlichen Kuckuck, den imitierte er. Der kam zwar in der Nacht hinter Schloss und Riegel, doch des Hansi`s innere Uhr kuckuckte auch in seinem Traum. Die Witwe Vogellieb begann zu verzweifeln. Der täglicher Freiflug des Hansi führte immer zum Kuckuck. Dessen Hausdach glich schon einer Schneehütte, was die Gardinen schonte und den Kater auf dem Fensterbrett nicht nervte. Der Hansi würde gern mit dem Spatzenschwarm einige Runden drehen, um von der Welt und ihren Gefahren etwas zu erleben und der Kater Podolski würde ihn gerne näher kennen lernen. Bei einer der seltenen Lüftungen hatte die Witwe nicht an Hansis Freiflug gedacht. Der entfleuchte in die weite Welt, wo er bei den Spatzen gleich zum King gemacht wurde, auf den der Kater nun besonders scharf wurde. Aber in der Strasse des verkehrsberuhigten Altenheims ließ dieser jede Vorsicht fahren und wurde Opfer eines Rasers. Der Kuckuck in der Uhr wurde wegen der Vogelgrippe eingestallt. Die Witwe dachte über neue gesellschaftliche Möglichkeiten nach. Doch attraktive freilaufende Männlichkeit war rar und einen, nur die Siege einer abgestiegenen Fußballmannschaft Feiernden, wie ihren Gewesenen wollte sie nicht wieder wie einst nach jeder Siegesfeier heimleuchten. Ihr blieb nur ein Kätzchen vom reichlichen Nachwuchs des Straßenkaters auf dem Schoß zum Schnurren und Liebkosen, - immerhin besser als nichts !