24. Die Bank am Havelblick von Günter Thonke 06.04.2011

Heute hat die drei Senioren der Weg mit dem Fahrrad um den Weinberg geführt. Bis dort einmal alles ganz anders als früher sein wird, wollen sie die Vergangenheit noch in sich speichern, denn sie kennen ihre Restlaufzeit nicht. Bei sinkender Sonne debattieren sie über die Athener Olympiade. Mikki und Mulle können sich über die Athleten aus aller Welt begeistern, denen die Teilnahme noch alles bedeutet, doch Kaalheinz findet wie immer ein Haar in der Suppe. „So langsam kommt es an den Tag, wie man im Stillen dopen mag. Unt watt da noch aus de Trickkiste jeholt wird, um det Gesicht nich zu valieren und det mit`de Pferde trächt ooch nich zu de Völkerfreund- schaft bei. Als Valierer sint wa imma jut jenuch, det ha`m wa ja scheinbar studiert!“ – „Lass man Kaalheinz, denk an dein Blutdruck, du weest da ohm is dea Friedhof unt wer länga lebt is kürza tot.“ „Du mit dein Jaljenhumor jehst mir damit uff`n Senkel, gucke lieba uff de Havel, wie die so friedlich dahinfließt.“-

„Ha, vonwejen friedlich. Unta Wasser is Kriech zwischen de Fried- und de Raubfische unt de Angla baden ooch de Würma ohne Natur- schutz. Det janze Lebm is ne Scheinwelt. Üban Wasser tun se`t nich unt unta Wassa sieht man`t nich!“

„Mir könnta alle mal, ick gucke det „Himmlische Fernsehen!“-„Welch` Kanal is`n det Mikki?“- „Davon sint alle Kanäle voll, da brauchta nich lange suchen. Wo keen Olympia is, da looft bestimmt `nen oller Film, wo alle Schauspiela schon lange dot sint, also in`n Himmel sind. Olle Krimis sint dann eben: „Teuflisches Fernsehen“. Icke bin mehr fürt „Himmlische“, da sind de Fraun noch so schön wie in meine in junge Jaare. De Erinnerung is doch det einzje Paradies aus wat icke mir nich vatreim lasse. Kaalheinz, du hast hinten nich vülle Luft druff, schenk dein`n Schlauch lieba`n Stoß aus de Pumpe oda ham se se dir die jeklaut?- „Et is ooch keene Liebe mehr unta de Menschen!“

„Wie soll det bloß noch weitajehn? Manchet erlebt man zweemal wenn man älter als jedacht wirt, bloß richtich ausrasten, det könn`n de Deutschn nich, die lassen sich rejieren ohne zu motzen. Unt wenn doch, denn wirt jeschossen. Ooch dazu find`n sich welche.“

„Für heute reicht et mir, de Laube mit Maulwurf ruft!“