10. Die Eieruhrdes Pastors von Günter Thonke 06.11.2011

Die Strasse der Romanik lockt neben hiesigen Alten und fernen Fremden auch die Schüler als Unterrichtsthema an. In Wust im Elb-Havelwinkel gibt es so ein geschichtsträchtiges Haus, welches schon vom Verfall bedroht war, aber bereits von den Einwohnern vor der Wende 1989 zu erhalten versucht wurde. Hinter dem Gotteshaus liegt die Gruft derer von Katte, des Freundes vom „Alten Fritz“ als dieser noch ein dummer Junge war. Beide wollten einst vor dem gestrengen Vater König Friedrich Wilhelm Nummero Eins nach England türmen.

Das kostete den Kopf des Katte in der Festung Küstrin, Kumpel Friedrich kam mit mehr als einem blauen Auge davon, hat aber nach später Läuterung als König nie die Ruhestätte des Freundes aufgesucht gehabt. Das ist heute politische Geschichte.

Das barocke Gotteshaus mit seiner Kassettendecke und dem Jahrhunderte altem Altar, der Kanzel und dem Epitaph des Vaters des Hingerichteten weisen auf einstigen Wohlstand der Stifter hin.

Kaum beachtet beider Kanzel aber hängt ein Stundenglas an der Wand, das einem besichtigenden Schulkind die Frage entgleiten ließ, wozu der Pastor in der Kirche eine Eieruhr benötige ? Eine gute Frage, aber wozu so eine große Eieruhr ? Und wäre sie hier eine Rarität?

Davon kann schon die Rede sein ! Der Soldatenkönig als Choleriker gab dazu einst den Befehl, um die Predigtzeit in allen Kirchen des Landes zu begrenzen. Nicht weil er unchristlich war, sondern weil er einmal wegen eines zu langen Sermons eines Pastors eine Parade seiner „Langen Kerle“ versäumte. Machtmenschen ticken darin oft so hart an ihrer Grenze.

Ob in jetziger Zeit der Pfarrer diese Eieruhr noch ticken lässt, dass weiß ich nicht oder ob sie gar mit verschiedenen Sandmengen gestellt werden kann, habe ich nicht erfahren.

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