Biografie von Johannes Reichmuth

 

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Superintendent in Rathenow von 1952 -1967

Johannes Karl Gottfried Hermann Reichmuth wurde am 27.04.1898 in Zerrenthin Kreis Prenzlau in der Uckermark geboren. Er war der zweite Sohn von sieben Geschwistern. Er wuchs mit seinem älteren Bruder Martin und seinen jüngeren Geschwistern Annemarie, Elisabeth, Hermann, Dorothea und Johanna auf. 1904 zogen die Eltern nach Potsdam, wo sein Vater Johannes Reichmuth Oberpfarrer und Superintendent an der St. Nikolaikirche wurde. Seine Mutter Anna Reichmuth war eine geborene Büchsel. Johannes Reichmuth wurde in Potsdam eingeschult und legte am Viktoria-Gymnasium sein Abitur ab (heute Helmholtz-Gymnasium). Er wurde in der St. Nikolai-Kirche in Potsdam vom Vater konfirmiert. Sein Konfirmationsspruch lautete: „ Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, dass du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Johannes 6, 68-69). Vom Militärdienst blieb er wegen eines Herzklappenfehlers verschont. Er studierte nach dem Abitur in Leipzig, Berlin, Erlangen und Greifswald Theologie und wurde 1923 zum Pfarrer ordiniert. Am 29.07.1923 heiratete er Christine Frieda Lucie Margarete Hennicke. Sie war die zweite Tochter des Provinzialpfarrers Ludwig Hennicke und seiner Ehefrau Elise Hennicke, geborene Mahn. Die Trauung erfolgte in Mohrin durch Pfarrer Karl Albert Gustav Benn. Der Trauspruch lautete: „Lasset uns ihn lieben; denn er hat uns zuerst geliebt“ (1. Brief des Johannes 4,19). Seine erste Pfarrstelle bekleidete er als Hilfsprediger in Klein Briesen, Kreis Lübben. Von 1925 – 1932 war er als Pfarrer in Potzlow, Kreis Gramzow in der Uckermark tätig. Am 28.07.1929 wurde dem Ehepaar Reichmuth die Tochter Ursula Renate geboren. Von 1932 – 1952 war Johannes Reichmuth Pfarrer in der Friedensgemeinde in Eberswalde-Westend. Am 15.02.1933 wurde dem Ehepaar Reichmuth die zweite Tochter Christa geschenkt. Johannes Reichmuth war Mitglied der Bekennenden Kirche, die sich gegen das Nazi-Regime wandte und in den Deutschen Christen ihre Gegner hatten. Die Deutschen Christen (DC) waren eine rassistische, antisemitische und am Führerprinzip orientierte Strömung im deutschen Protestantismus, die den Protestantismus von 1932 bis 1945 an die Ideologie des Nationalsozialismus angleichen wollte. Als er von der Kanzel eine Kollekte für die Familien von inhaftierten Pfarrern der Bekennenden Kirche erbat, wurde er von Gemeindemitgliedern denunziert und vom 21.08.1937 – 22.09.1937 inhaftiert und war zuerst in Gefängnissen in Potsdam in der Lindenstraße und in der Breiten Straße und später in der Prinz-Albrecht-Straße in Berlin, wo er von der Gestapo (Geheime Staatspolizei) wegen einer verbotenen Kanzelabkündigung verhört wurde. Am 31.10.1939 wurde dem Ehepaar Reichmuth die dritte Tochter Margarete-Elisabeth, genannt Marli, geboren. 1952 erhielt er die Berufung als Superintendent des Kirchenkreises Rathenow.

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Generalsuperintendent Walter Braun führte Pfarrer
Johannes Reichmuth am 21.12.1952 (4. Advent)
in das Amt des Superintendenten für den
Kirchenkreis Rathenow ein
(von links: Generalsuperintendent Braun und Pfarrer Reichmuth
beim Einzug in die Lutherkirche)

Über seinem Schreibtisch in der Wohnung in Rathenow, Kirchplatz 10, hing ein eingerahmter Spruch aus dem Text der Einführungspredigt als Superintendent in Rathenow durch Generalsuperintendent Walter Braun: „ Siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und freudig seist“ (Josua 1,9). Dieses Wort hat seine Arbeit als Superintendent in Rathenow bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1967 begleitet.

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Bischof Otto Dibelius mit Superintendent Reichmuth
vor der Lutherkirche (im Hintergrund Superintendent Heimerdinger)

Ein Höhepunkt seiner Tätigkeit in Rathenow war der Besuch des Bischofs Otto Dibelius. Von 1952 -1967 führte er die Amtsgeschäfte des Superintendenten für den Kirchenkreis Rathenow. Er war der letzte Superintendent im Kirchenkreis Rathenow.
1968 zog er nach Potsdam in das Predigerwitwenhaus um, das sich in der Wilhelm–Külz-Str. 25 (heute Breite Straße) befand.
Am 07.02.1977 starb er im St. Josephskrankenhaus in Potsdam.

Nach Angaben der Tochter Renate Hinz, geborene Reichmuth