Biografie von Ursula Thielscher (*08.04.1931 - 09.04.2020)

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Ursula Käte Klara Thielscher, geborene Haase, wurde am 08.04.1931 im Städtischen Krankenhaus Rathenow, Elberlingstraße (heute Paracelsusstraße) geboren. Der Vater, Richard Haase, und die Mutter Hedwig Haase, geborene Huhn, wohnten in der Bahnhofstraße 33 in einer Mietwohnung der Familie Materne (Delikatesswarengeschäft) in Rathenow. Die Mutter stammte aus Witzenhausen (Werra) in Hessen. Am 05.07. 1931 wurde Ursula Thielscher in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche von Superintendent Waldemar Ettel getauft.

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Taufeintrag im Stammbuch
von Superintendent Ettel

Ursula Thielscher wurde am 09.04.1937 in die Neustädtischen Volksschule (heute Weinbergschule) in Rathenow eingeschult. Ab 1941 besuchte sie die Oberschule für Mädchen am Adolf Hitler-Ring (heute Friedrich-Ebert-Ring). Der Konfirmandenunterricht erfolgte von Superintendent Georg Heimerdinger im Gemeindehaus auf dem Kirchplatz 17 statt. Im Mai 1945 wurde durch die Kriegshandlungen das Haus in der Bahnhofstraße 33 zerstört und lag in Trümmern. Das Anwesen der Großeltern Heinrich und Klara Haase befand sich in der Dunckerstraße 26 (heute Berliner Straße) und rechts daneben befand sich die Praxis des berühmten Rathenower Chirurgen Dr. Wilhelm Reinke. Das Haus der Großeltern war eine Villa und reichte von der Dunckerstraße (heute Berliner Straße) bis zur Forststraße 4. Zwischen dem Wohnhaus Forststraße 4 und der Villa der Großeltern befand sich die optische Fabrik der Großeltern. Hinter der Villa standen zwei Eiben, die heute noch stehen. Auch der Vater verlor sein Leben durch das Kriegsgeschehen in Rathenow, weil es keine ärztliche Hilfe gab. Da es kein Dach über dem Kopf gab, entschlossen sich die Mutter mit ihrer Tochter und mit anderen Bekannten auf einem Güterzug der Alliierten, der im Oktober 1945 aus Berlin kommend in den Westen fuhr, mitzufahren. Nach einem ungewissen Tag und zwei Nächten trafen sie dann glücklich in Witzenhausen ein. Der Ort lag in der amerikanisch besetzten Zone und war überbelegt mit Flüchtlingen und ausgebombten Kasselanern. Nach vielen Schwierigkeiten durften die beiden aber doch bei der Großmutter und den Brüdern der Mutter bleiben. Die Konfirmation erfolgte im März 1946 durch Superintendent Spieß in Witzenhausen. Da es in dem Ort lediglich eine Mittelschule gab, machte Ursula Thielscher dort Ende 1948 ihre Abschlussprüfung. Der Augenoptikermeister Ackermann aus Kassel bot ihr eine Lehrstelle an und sie machte 1952 ihre Gesellinnenprüfung als Augenoptikerin. Der Augenoptikermeister Ackermann war ein ehemaliger Kunde der Firma Heinrich Haase, Rathenow, Forststraße 4, die der Großvater von Ursula Thielscher 1902 gegründet hatte. Es war eine Fabrik für Horn, Zelluloid (Celluloid) und Schildpattwaren.

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Firmenlogo Heinrich Haase

1958 heiratete sie den Journalisten Heinz Thielscher. Er war in Schlesien geboren und lebte bis 1972 in Bremervörde. Dann wechselte Heinz Thielscher beruflich nach Hannover, wo er 1977 verstarb. Da Ursula Thielscher ihren Beruf mit großer Begeisterung ausübte, war sie bis 2002, also über 25 Jahre, in einem alteingesessenen optischen Geschäft in Hannover tätig. Sie spendete für den Wiederaufbau der Turmspitze der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow die Kupferplatten Nr. 9, Nr.115, Nr. 149, Nr. 276, Nr. 578 und Nr. 580 für je 125,00 €.

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Urkunde über die Spende der Kupferplatte
Nr. 276 für die Turmspitze

Außerdem spendete sie den Baustein Nr. 69 (100,00 €) im Jahr 2010.

 

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Baustein Nr. 69

 

 

 

 

Am 11.02.2010 trat sie dem Förderkreis zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow e.V. bei. Auch danken wir ihr die Überlassung der Rathenower Chronik von Walther Specht von 1927.

 

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Am 09.04.2020 nahm sie Gott der Herr, gelobt sei sein Name, zu sich. Sie war alt und lebenssatt.

 

Geblieben sind zwei Eiben

Martin Manns hat die Geschichte ihrer Erinnerungen unter dem Titel: Geblieben sind zwei Eiben aufgeschrieben.

 

© Copyright : Dr. Heinz-Walter Knackmuß (21.04.2020)