Biografie von Jörg Rowe

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Jörg Lothar Fritz Rowe wurde als drittes Kind der Eheleute Carl-Franz Rowe und Else, geb. Ebel am 05. Mai 1941 in Rathenow geboren und am 07. September 1941 in der St. Marien-Andreas-Kirche getauft. Mein Vater verstarb 1944 an einer schweren Krankheit. Ich habe keine Erinnerungen an ihn. Die Einschulung in die Geschwister-Scholl-Schule erfolgte 1947. In 1953 übersiedelten meine Mutter, eine Schwester und ich nach Bremen.

Nach der mittleren Reife begann ich eine Ausbildung zum Kapitän bei der Handelsmarine. Angefangen als Schiffsjunge, Jungmann, Leichtmatrose und

Vollmatrose. 1962 Beginn des Studium an der Seefahrtschule in Bremen mit dem Abschluss „Seesteuermann auf großer Fahrt“. Nach zweijähriger Fahrzeit als dritter und zweiter Offizier (Steuermann) auf Schiffen unter deutscher Flagge in der weltweiten Frachtschifffahrt Studium wiederum in Bremen zum Kapitän auf großer Fahrt. 1968 Abschluss mit der Befähigung, Schiffe jeder Größe auf allen Meere zu führen.

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Hamburger Hafen
(Foto Rudolf Alert)

1967 Vermählung mit Frau Anke, geb. Friederici (ebenfalls Mitglied im Förderkreis). Wir haben drei Söhne (Stefan, Mathias und Christian). Um an Land bei der Familie zu bleiben, begann ich ab 1969 eine Lehre zum Reedereikaufmann und Schiffmakler. In dieser Funktion war ich bis 2001 tätig. Durch Verbundenheit mit meiner alten Heimat und durch den guten Kontakt zu meiner älteren Schwester, Frau Luise Freitag, bin ich seit 1998 Mitglied im Förderkreis.

Seit 1996 bin ich Mitglied in der Deutschen Seemannsmission Hamburg-Harburg e.V. Ab 2004 Vorstandsmitglied und Leiter des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising.

Jörg  Rowe

 

Gemeindebrief Apostel Dezember 2021 - Februar 2022

Der Gemeindekirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Apostelkirche in Hamburg-Harburg, Hainholzweg 52, 21077 Hamburg gibt vierteljählich einen Gemeindebrief mit einer Auflage von 5000 Exemplaren heraus.  In der Ausgabe des Gemeindebriefes vom  Dezember 2021 führte Gesa Schwabe ein Interview mit Anke und Jörg Rowe. Mit  der Erlaubnis des Autors und der Gemeinde sowie der Förderkreismitglieder Anke und Jörg Rowe dürfen wir dieses Interview auf der Internetseite des Förderkreises zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow e. V. veröffentlichen.

Herzlichen Dank.

Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 01.04.2022

 

 

APOSTEL INSIDE - ANKE UND JÖRG ROWE

Ich treffe Anke schon auf der Straße. Sie empfängt mich herzlich und führt mich am Haus vorbei in den Garten. Wir setzen uns gemeinsam mit Jörg in den Wintergarten. Ich bin beeindruckt vom Blick über das Tal der "Großen Straße" und die direkte Sicht auf unsere Kirche.

 

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Wer seid Ihr?

Wir sind Anke (geb. Friederici) und Jörg Rowe - beide 80 Jahre alt. Wir haben 3 erwachsene Söhne: Stefan und Christian leben in Hamburg, und Matthias ist vor 20 Jahren nach Stockholm/Schweden ausgewandert. Inzwischen sind alle drei verheiratet. Fünf Enkelkinder sind uns geschenkt worden.

 

Wie bist Du zu Apostel gekommen, Anke?

1944 ist meine Familie aus Harburg evakuiert worden und wir sind in Deutsch-Evern (Lüneburg) gut untergekommen. Es wurden für uns Kinder erlebnisreiche Jahre. 1949 ergab sich eine Möglichkeit, dass meine Mutter mit uns 6 Kindern nach Harburg zurückkehren konnte: Eine eigens für uns aufgebaute Baracke auf unserem heutigen Grundstück wurde unser neues Zuhause. Damals waren hier überwiegend Heide, Wald und Felder - Freiheit pur! Es war unser Glück, dass meine Mutter das Grundstück vererbt bekommen hat. Die Flächen gehörten ursprünglich ihren Großeltern, die damals einen Schlachtereibetrieb mit Viehhaltung hier aufgebaut hatten.

Zunächst gehörten wir der "Luthergemeinde" an. Als dann immer mehr Menschen nach Eißendorf zogen, sollte eine neue Kirche gebaut werden. Meine Mutter, als Kirchenvorsteherin in "Luther", schlug ein Grundstück im Wald gegenüber von uns auf dem Hügel vor. Und es wurde angenommen: Die "Apostelkirche" wurde gebaut und 1963 unter Pastor Pellens eingeweiht. Meine Mutter übernahm auch hier gleich ihren Platz als Kirchenvorsteherin. Sie rief recht bald einen "Mütterkreis" ins Leben, den sie mit viel Freude und Engagement über viele Jahre leitete. Meine große Schwester Inge war die erste Gemeindehelferin. Ich persönlich war Anfang 1962 nach Amerika ausgewandert.

 

Wer oder was hat Deinen Glauben geprägt?

Ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen. Meine Großmutter Maria Krauss lebte etliche Jahre bei uns. Sie war eine wahrhaftig gläubige Frau, aber nicht starr in ihrem Glauben. Inmitten von 6 heranwachsenden Enkelkindern musste sie vieles verkraften, wodurch sie nachsichtiger wurde. Sie hat viel für uns alle gebetet, bis in ihre letzten Stunden hinein. Diese Gebete haben ihre Wirkung nicht verfehlt! Durch meine große Schwester Inge fand ich den Weg in den "Jugendbund für Entschiedenes Christentum" (EC) und rutschte dann automatisch mit in die "Landeskirchliche Gemeinschaft". Die überzeugten Christen dort haben meinen Glauben geprägt!

 

Und Du, Jörg?

Ich komme ursprünglich aus dem Havelland/Brandenburg. 1953 ist meine Mutter mit mir und meiner Schwester aus der DDR geflüchtet und wir landeten in Bremen. Kontakt zur Kirche hatten wir kaum, ich aber besuchte die Jungschar.

Ich entschied mich für die Seefahrt und ging Mitte 1958 als Matrose an Bord. Mein Jungscharleiter gab mir ein Neues Testament mit auf den Weg. Besonders in schwierigen und beängstigenden Situationen hat es mich getröstet und mir neuen Mut geschenkt. Wann immer es möglich war, habe ich in den Häfen Gottesdienste besucht. Im Dezember 1962 geriet unser Schiff im Hafen von New York in den 6-wöchigen Hafenarbeiterstreik. Der deutsche Seemannspastor lud uns zu einem Weihnachtsgottesdienst in die deutsche Kirche ein. Es sollte dort eine deutsche Gruppe vom CVJM eine Weihnachtsfeier anbieten. Mein Kumpel und ich zögerten zunächst, machten uns dann doch auf den Weg und wurden überrascht von einem wohltuenden und herzlichen Abend. Hier lernte ich Anke kennen!

Anke kehrte im Sommer 1964 nach Deutschland zurück, und ich fuhr weiter zur See. Wir hielten Kontakt zueinander und lernten uns so näher kennen. 1967 heirateten wir und wohnten zuerst ein Jahr in Bremen, wo ich mein Kapitänspatent machte. Wir zogen dann wieder nach Eißendorf und gründeten unsere Familie. Nach der Geburt unseres ersten Sohnes habe ich die aktive Seefahrt aufgegeben und begann eine Weiter- bzw. Umschulung. Erst im Rentenalter stieg ich langsam ins Ehrenamt bei Apostel ein: 7 Jahre Küsterdienst, 10 Jahre Fahrdienst für den Seniorenkreis. Nun bin ich alt!

 

Was macht Ihr, wenn Ihr nicht gerade in Apostel seid?

Gemeinsam sind wir Mitglied im Förderverein für den Wiederaufbau der im Krieg stark zerstörten Kirche in Jörgs Geburtsstadt Rathenow/Havelland. Unsere Mitarbeit im "Duckdalben" der Harburger Seemannsmission hat uns über viele Jahre Freude gemacht und wir sind der Arbeit dort an den Seeleuten noch sehr verbunden.

 

Anke hat durch ihre Mitarbeit in der Harburger Ev. Allianz vor allem viele Freikirchen kennen- und schätzen gelernt. Noch heute hilft sie mit bei der "Suppenküche" für Bedürftige und im " Repair-Cafe" als Näherin. Beides wird von der Vineyard Gemeinde angeboten.

 

Was ist aus Eurer Sicht das Besondere an "Apostel"?

Anfang der 70er Jahre wurde das GZ = Gemeindezentrum gebaut (heute "Mittendrin"). Als Pastor Rainer Haak und der 2. Pastor bzw. Diakon Peter Kolberg nach "Apostel" kamen, begann eine spürbare positive Veränderung in der Gemeinde. Beide haben insbesondere die Jugendarbeit ins Visier genommen, die christlichen Pfadfinder bei uns ins Leben gerufen und mit neuen Angeboten die Eltern der Konfirmanden angesprochen. Die Früchte ernten wir noch heute. Viele bekamen Lust, dabei mitzumachen und sich zu engagieren. Auch Anke brachte sich auf verschiedenen Ebenen ein. So gründete sie im GZ den "jungen Frauenkreis", half dort im Büro mit und begleitete häufig als Köchin/Küchenfrau die Jugend- bzw. Konfirmandenfreizeiten in Südschweden. Pastor Scheffler hat dieses Fundament zum Weiterbauen genutzt und mit seiner Mannschaft viel Neues ins Leben gerufen. Die Gemeinde als Ganzes ist aktiv dabei, den Glauben an Gott zu wecken und durch entsprechende Angebote die gesamte Familie in die Glaubensgemeinschaft zu integrieren.

Bei allem, was wir "außerhalb" noch ehrenamtlich machen, bleibt "Apostel" unsere Heimatgemeinde. Anke nimmt teil am Bibelkreis, singt im Chor und hilft mit im Kirchen-Café. Für "Apostel" hoffen wir für die Zukunft, dass unsere hauptamtlichen Mitarbeiter noch recht lange bei uns bleiben. So Gott will!

 

Vielen Dank für diesen Einblick in euren Werdegang und diese spannende Zusammenfassung der Geschichte unserer Gemeinde.   Gesa Schwabe