1. Nachruf für Frank Richter

 

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1. Nachruf, erschienen in der Märkischen Allgemeinen Zeitung - Westhavelländer -am 14.07.2009

Am 06.07.2009 verstarb der Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse und Pfarrer im Ruhestand Frank Richter in Rathenow. Frank Richter wurde am 28.02.1931 in Leipzig geboren. Nach der Schule absolvierte er eine Lehre zum Industrie- und Großhandelskaufmann, begann aber 1954 die Ausbildung an der Fachhochschule für Theologie und Diakonie in Moritzburg bei Dresden und wurde am 24.05.1959 als Diakon eingesegnet. Nach zwei Jahren Jugendarbeit in Leipzig übernahm er am 02.05.1960 das Gemeindepfarramt in Nitzahn im Kreis Rathenow. Dort versah er bis zu seiner Pensionierung 33 Jahre lang das Amt des Gemeindepfarrers mit vier Filialorten. Am 14.08.1958 hatte er die Krankenschwester Christlinde Schröder geheiratet, die in diesen Orten als Gemeindeschwester arbeitete. Es war ein gutes Team, das dort tätig war, den Frank Richter war ein sehr praktisch veranlagter Mensch und baute viel in seinen Dörfern. Seine Frau, als Gemeindeschwester, kümmerte sich um die Kranken und die drei Kinder. Jörg-Martin, Anne-Kathrin und Mechthild wurden sehr umsorgt aber auch mit vielen Pflichten groß. 1992 hatte das Ehepaar Richter Bethel besucht und dort die Arbeit mit Angehörigen von psychisch Kranken kennen gelernt. Frank Richter war davon so fasziniert, dass er nach seiner Pensionierung und dem Umzug nach Rathenow am 25.11.1993 den „Landesverband Brandenburg –Angehörige psychisch Kranker e.V.“  in Potsdam gründete.
Als Vorsitzender des Landesverbandes kämpfte er unermüdlich für die rechtliche Gleichstellung von psychisch Kranken und gegen Diskriminierungen und Vorurteile. Er formulierte das Ziel, psychisch Kranke durch gemeindenahe Psychiatrie in Beruf und Gesellschaft zu integrieren. Die Vorstandsmitglieder reisten im Land umher und versuchten Selbsthilfegruppen in den Landkreisen und kreisfreien Städten einzurichten. Der Bedarf an Hilfen zum Aufbau solcher Selbsthilfegruppen im Land Brandenburg war riesig. Der Landesverband Brandenburg wurde in den Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker aufgenommen  Frank Richter knüpfte Kontakte zu Behören, Politikern und lokalen Psychosozialen Arbeitsgemeinschaften. Seine Zuarbeit wurde für das erste Psychisch Krankengesetz des Landes Brandenburg erbeten. Er führte auch jährliche Fortbildungsveranstaltungen für Angehörige psychisch Kranker ein, wo er hochkarätige Referenten nach Neuruppin einlud, wie Prof. Dr. Heinz Katsching aus Wien, Prof. Dr. Asmus Finzen aus Basel oder Prof. Dr. Tedy Hubschmid aus Bern. Frank Richter hatte die Gabe bundesweit und international Kontakte zu knüpfen, um für die psychisch Kranken die besten Therapiemöglichkeiten auszuloten. Diese jährlichen Tagungen waren gut besucht. Es waren nicht nur Angehörige psychisch Kranker da, sondern auch viele Sozialarbeiter aus den Sozialpsychiatrischen Diensten der Gesundheitsämter, weil das angebotene Niveau der Fortbildungen so hoch war. Nach dem arbeitsreichen Beruf kam nun in seinem Rentenalter eine zweite intensive Arbeitsphase auf ihn zu, die ihn bis an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit forderte. Unermüdlich war er dabei, die Sorgen und Nöte der Angehörigen zu erfassen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Am 11.06.2001 überreichte ihm der Minister für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen es Landes Brandenburg, Alwin Ziel, im Auftrag des Bundespräsidenten, das Bundesverdienstkreuz erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland. Frank Richter nahm diese Auszeichnung auch an Stelle der vielen Angehörigen von psychisch Kranken entgegen, die ihr schweres Los klaglos tragen und sich oft rührend um ihre erkrankten Frauen, Männer , Kinder oder Eltern kümmern und durch Frank Richter und die gegründeten Selbsthilfegruppen eine echte Entlastung und Anerkennung erfahren haben. Christlinde Richter, die ihren Mann in allen Angelegenheiten unterstützt hat, schrieb in der Traueranzeige: Der Tod eines geliebten Menschen ist die Rückgabe einer Kostbarkeit, die uns Gott nur geliehen hat. Frank Richter hat für die Psychiatrie im Land Brandenburg unschätzbare Dienste geleistet und Maßstäbe gesetzt, die ein hohes Niveau der psychiatrischen Versorgung als ständige Forderung an die Politik richten.

 

Dr. med. Heinz-Walter Knackmuß
Amtsarzt a.D. im Landkreis Havelland
Röntgesntraße 13
14712 Rathenow
Tel.:03385-5200224
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