Die mittelalterlichen Ruinen der Kathedrale von Hamar



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Rosemarie Köhn war von 1993 -2006 Bischöfin von Hamar und hatte von der norwegischen Landesregierung gefordert, dass der alte Dom auch als Gotteshaus benutzt werde dürfte. Die Regierung lehnte das ab, denn sie war der Auffassung, es sollte nur als Museum weiter existieren. Der alte Bischofssitz war als trotzige romanische Basilika mit angrenzender Bischofsburg 1152 aus Sandsteinen der nahen Umgebung gebaut worden. Die mächtigen Steinmassen, die zum Bau notwendig waren, wurden im Winter über das Eis des zugefroren Mjosa-Sees herangeschafft. Hamar war im Mittelalter ein blühender Handelsplatz und die einzige Stadt in Norwegen außerhalb der Küstenregion. Der alte Dom wurde gotisch umgebaut und war weiterhin der Mittelpunkt der Stadt und der Wirtschaft der Umgebung. Nach der Reformation zerstörten die Schweden unter König Erik 1567 die Bischofsresidenz. Der Feldherr Johan Siggeson nahm der Stadt auch auf königliche Anordnung hin das Marktrecht. Und nun holten auch die Menschen Steine aus der Ruine zum Bau ihrer Häuser und den Rest erledigte die Witterung. Frost und Hitze beschädigten die Ruinen mehr und mehr. 1849 wurde die Stadt Hamar am Mjosa-See auf königlichen Erlass hin wieder zum Verwaltungszentrum und als ökonomisches Zentrum aufgebaut und erhielt 1992 eine Hochschule. Die Zerstörung der alten Kathedrale ging aber unaufhaltsam weiter. Als eine Spenderin Geld für den Schutz der alten Gemäuer vor Frost und Regen gab, kam es zu einem Wettbewerb, indessen Folge der Architekt Kjell Lund die Idee hatte, den ganzen Dom mit einer Glaskuppel zu überdachen. Diese Idee wurde in die Tat umgesetzt und es entstand 1998 ein einmaliges Kunstwerk, das zwei sehenswerte Bauwerke enthielt. Die alte Domruine und die neue Glaskuppel, die so hoch reichte, wie der Dom vor der Zerstörung gewesen war. Und das Projekt war erfolgreich. Die Reste der Bischofskirche wurden dauerhaft vor weiterem Verfall geschützt.

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Die ganze Umgebung wurde als Ort mit mittelalterlichen Häusern und einem wunderschönen naturbelassenen Park der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Womit keiner vor der Fertigstellung der Glaskuppel gerechnet hatte, war eine außerordentliche gute Akustik in dem neuen Museum, sodass auch Konzerte und Theateraufführungen dort stattfinden. Rosemarie Köhn als damalige Bischöfin von Hamar hatte von Anfang an gefordert, dass der alte Dom auch für kirchliche Zwecke zur Verfügung stehen müsse. Nach der ersten Weigerung der Landesregierung kam aber auf die hartnäckige Intervention der Bischöfin dann doch die Zustimmung aus Oslo und die Bischöfin konnte den alten Dom wieder als Kirche weihen. Heute finden dort selbstverständlich Taufen, Gottesdienste und Trauungen statt. Neben der kulturellen Nutzung ist auch die alte Funktion des Domes wieder hergestellt worden, den Menschen die frohe Botschaft von Jesus Christus auch an dieser Stelle wieder zu verkünden.

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1. Klangbeispiel in der Kathedrale

2. Klangbeispiel in der Kathedrale

 

Copyright: Dr. Heinz-Walter Knackmuß. 11.08.2018